Dysmorphophobie überwinden
Menschen mit Dysmorphophobie fühlen sich entstellt oder haben Angst vor Entstellung. Die übermäßige Sorge um das äußere Erscheinungsbild ist unabhängig davon, ob tatsächlich ein Schönheitsmakel vorliegt. Hier zeigt sich, wie fließend der Übergang von einer falschen Selbstwahrnehmung zu einer psychischen Störung ist. Wir klären über die Auslöser und Anzeichen auf, außerdem geben wir hilfreiche Tipps zur Linderung vom Schönheitsdrang und dem Gefühl hässlich zu sein.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 29. November 2023
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Die Dysmorphophobie ist die Angst vor der eigenen Hässlichkeit: Die Betroffenen glauben, entstellt zu sein. Diese Sichtweise ist jedoch rein subjektiv: Meistens weist ihr Äußeres keinen Makel auf.
Wer Angst davor hat, entstellt zu sein, schämt sich für sein Aussehen. Dies führt bei den Betroffenen oft zu einem sozialen Rückzug. Durch die Komplexe kann auch das Berufsleben leiden. Teilweise führt die psychische Störung sogar zu Suizidgedanken.
Die Angstpatienten glauben ihrer Familie und ihren Freunden oft nicht, wenn diese sagen, dass sie gut aussehen. Um die eigenen Glaubenssätze zu verändern, sind deshalb gezielte Maßnahmen nötig. Je nach Schweregrad ist eine Psychotherapie hilfreich, die mit Gesprächstherapie und kognitiver Verhaltenstherapie einhergeht.
Dysmorphophobie in Kürze
Dysmorphophobie ist eine psychische Störung, bei der Betroffene eine irrationale Angst vor realen oder eingebildeten körperlichen Mängeln oder Unvollkommenheiten haben.
Diese Phobie kann zu sozialer Isolation, Depression und anderen psychischen Problemen führen und betrifft schätzungsweise 1-2% der deutschen Bevölkerung. Auslöser sind oft mehrere Faktoren, darunter traumatische Kindheitserlebnisse, Mobbing oder hohe Schönheitsstandards in den Medien.
Die Betroffenen neigen zu übertriebenen Verhaltensweisen, ständigem Vergleich mit anderen und ständiger Beschäftigung mit ihrem Aussehen. Wir raten, mit Techniken wie Entspannungsübungen, sportlichen Aktivitäten und kreativen Therapien dagegen vorzugehen.
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Bedenken und Lösungen:
Bedenken | Lösungen |
---|---|
Übermäßige Fixierung auf das Aussehen | Psychologische Beratung und Therapie |
Unrealistische Schönheitsideale | Aufklärung über Medienmanipulation und Schönheitsdiversität |
Sozialer Druck und Vergleiche mit anderen | Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl aufbauen |
Gesundheitliche Risiken durch extreme Maßnahmen | Gesundheitsaufklärung und -beratung |
Finanzielle Belastung durch Schönheitsbehandlungen | Budgetplanung und finanzielle Bildung |
Angst vor Entstellung
Dysmorphophobie ist eine psychische Erkrankung, die durch eine übermäßige und irrationale Angst vor realen oder eingebildeten körperlichen Defekten oder Unvollkommenheiten gekennzeichnet ist.
Die Betroffenen haben oft eine verzerrte Selbstwahrnehmung und sind besessen von dem Gedanken, dass ihr Aussehen unattraktiv oder abnormal ist, was zu erheblichem Leidensdruck und Beeinträchtigungen im täglichen Leben führen kann.
Es ist eine Form von Angststörung, die zu sozialer Isolation, Depression und anderen psychischen Problemen führen kann.
Experten schätzen, dass etwa 1 bis 2 Prozent der deutschen Bevölkerung unter Dysmorphophobie leidet. Der Frauenanteil ist ein wenig höher. Oft beginnt die körperdysmorphe Störung schon im Jugendalter.
Die Angst vor Entstellung tritt oft zusammen mit Zwangsstörungen und depressiven Symptomen auf. Der ständige Blick in den Spiegel und andere typische Verhaltensweisen ähneln klassischen Zwangsstörungen.
Die Muskeldysmorphie ist gewissermaßen eine Unterart der Dysmorphophobie. Vor allem Männer sind davon betroffen. Bei der Muskeldysmorphie ist ebenfalls ein verzerrtes Selbstbild die Ursache. Die Betroffenen fühlen sich zu klein oder zu unsportlich. Daraus entsteht eine Art Muskelsucht, die ein exzessives Training auslöst. Besonders problematisch wird es, wenn die Betroffenen zu gesundheitsschädigenden Anabolika greifen.
Perfektionismus oder Dysmorphophobie
Perfektionismus und Dysmorphophobie sind zwei verschiedene Konzepte, obwohl sie ähnliche Merkmale aufweisen können. Perfektionismus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die durch den Wunsch gekennzeichnet ist, stets makellose Ergebnisse zu erzielen und hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen.
Es kann dazu führen, dass eine Person hart arbeitet und ihr Bestes gibt, aber auch zu einem hohen Stressniveau und Selbstkritik führen.
Dysmorphophobie hingegen ist eine psychische Erkrankung, die durch eine übermäßige und irrationale Angst vor realen oder eingebildeten körperlichen Defekten oder Unvollkommenheiten gekennzeichnet ist. Die Betroffenen haben oft eine verzerrte Selbstwahrnehmung und sind besessen von dem Gedanken, dass ihr Aussehen unattraktiv oder abnormal ist.
Im Gegensatz zum Perfektionismus betrifft die Dysmorphophobie spezifische körperliche Merkmale oder Aspekte, die der Betroffene als fehlerhaft oder unattraktiv empfindet und die dazu führen, dass die Person sich in sozialen Situationen unwohl fühlt oder sich selbst zurückzieht.
Ursachen der Dysmorphophobie
In den Medien scheint alles darauf hinzuweisen, dass Schönheit extrem wichtig ist. Wer durch Vernachlässigung ohnehin schon anfällig für Kritik von anderen ist, fühlt sich hässlich oder entstellt.
Ein Pickelchen im Gesicht oder ein kleiner Bauch werden als riesiges Problem angesehen. Immer wieder steht das Aussehen im Fokus: Wer dem Schönheitsideal nicht entspricht, hat Angst, nicht gemocht zu werden.
Durch biologische Faktoren kann sich die Situation noch verschlimmern. Experten vermuten, dass bei den Angstpatienten der Serotonin-Haushalt gestört ist. Diese Erkenntnis beruht darauf, dass selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bei der Angst vor Entstellung helfen können.
Gewohnheiten
Wer unter Dysmorphophobie leidet, hat oft einen Hang zum Perfektionismus in Bezug auf das eigene Erscheinungsbild. Bei kleinen Abweichungen zum subjektiven Ideal greifen die Betroffenen schon gewohnheitsmäßig zum Schminktiegel oder zu formender Kleidung.
Das tägliche Styling dauert entsprechend lange, trotzdem sind die Menschen mit körperdysmorpher Störung nie hundertprozentig mit dem Resultat zufrieden. Auch Schönheits-OPs, Botox-Spritzen helfen meistens nur kurzfristig.
In der Folge ziehen sich die Betroffenen oft von ihren sozialen Kontakten zurück. Sie glauben, dass sie sich so nicht auf der Straße zeigen dürfen. Sie fürchten sich davor, ausgelacht zu werden. Sie bleiben lieber zuhause: Nur alleine fühlen sie sich sicher.
Wer unter der Angst vor Entstellung leidet, nimmt seinen eigenen Körper verzerrt wahr. Nach außen hin ist kein Makel zu erkennen, doch die Selbstwahrnehmung vermittelt den Betroffenen ein anderes Bild. Wenn die eigene Wahrnehmung so stark von der Realität abweicht, lässt sich dies als wahnhafte Vorstellung bezeichnen.
Anzeichen von Dysmorphophobie
Ein gelegentlicher Bad-Hair-Day oder der selbstkritische Blick auf den Hüftspeck sind noch keine Anzeichen für eine Angststörung. Wer wissen möchte, ob die Sorgen um das eigene Aussehen krankhaft sind, kann sich an den nachfolgenden Symptomen für Dysmorphophobie orientieren.
- Bei der Angst vor Entstellung sind vermeintliche Schönheitsmakel ein ständiges Thema, auch wenn es sich um geringfügige Makel handelt, die andere gar nicht sehen.
- Durch den subjektiv empfundenen Mangel fühlen sich die Betroffenen zu übertriebenen Verhaltensweisen angetrieben. Sie checken ständig ihr Spiegelbild, oder fragen die Anwesenden, ob die Frisur richtig sitzt.
- Auch ein übermäßiges Styling ist typisch für Dysmorphophobiker.
- Dazu kommt der ständige Vergleich mit ihrem Ideal oder anderen Personen.
- Wer unter Dysmorphophobie leidet, fühlt sich von den eigenen Komplexen stark belastet. Die Gedanken um die äußere Erscheinung lassen sich nicht mehr abschalten. Das wirkt sich auch auf das soziale und berufliche Umfeld aus.
- Die ständige, übermäßige Beschäftigung mit dem Aussehen ist nicht aufgrund einer Essstörung entstanden.
Symptome der Dysmorphophobie
Bei Menschen mit einer körperdysmorphen Störung dreht sich alles um ihre Makel. Sie können ihre Gedanken nicht kontrollieren, sodass die Lebensqualität stark beeinträchtigt ist.
- Sicherheitsverhaltensweisen (ständiger Blick in den Spiegel oder Vermeidung)
- Verbergen des vermeintlichen Makels
- Rückzug von den sozialen Kontakten
- häufige Besuche beim Schönheitschirurgen
Grundsätzlich ist es normal, unreine Haut zu überschminken oder die Haare noch einmal zu stylen, wenn die Frisur nicht gefällt. Doch bei einer ausgeprägten Dysmorphophobie kommt es ständig zu solchen Handlungen. Die Betroffenen schämen sich für ihre äußere Erscheinung, sie sind oft depressiv und hoffnungslos.
Manchmal sind sich die Dysmorphophobiker selbst nicht bewusst, welche psychische Problematik sich hinter ihren Komplexen verbirgt. Die Symptome lassen oft keinen Rückschluss auf die zugrunde liegende Störung zu. Hier kann ein Selbsttest helfen.
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Selbsttest auf Dysmorphophobie
Mithilfe von spezifischen Fragen lässt sich herausfinden, ob eine Dysmorphophobie vorliegt. Die Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten setzen bei den diagnostischen Kriterien an:
- Empfinden Sie Ihr Aussehen als entstellt?
- Wie oft und wie lange sehen Sie täglich in den Spiegel?
- Wie viel Zeit beschäftigen Sie sich täglich mit Ihrem vermeintlichen Makel?
- Wie belastend sind Ihre eigenen Gedanken über Ihr Erscheinungsbild für Sie?
- Vermeiden Sie den Kontakt mit anderen, weil Sie sich entstellt fühlen?
- Schämen Sie sich für Ihr Aussehen?
Wer unter Dysmorphophobie leidet, erkennt dies oft nicht. Daher gehen die Betroffenen nicht zu einem Psychotherapeuten, sondern in eine dermatologische Praxis oder zur Schönheitschirurgie. Verantwortungsbewusste Ärzte erkennen das eigentliche Problem und empfehlen den Patienten, sich in eine Psychotherapie zu begeben. Die Chirurgie kann zwar den Makel beheben, doch keinen Idealzustand herstellen und die Symptomatik behandeln.
Tipps gegen Dysmorphophobie
Wer sich nicht schön findet, braucht oft Unterstützung von außen. Wenn die Angst vor einem äußeren Makel nicht zu groß ist, helfen entspannende Techniken. Ganz wichtig sind soziale Kontakte: Sie sorgen dafür, dass die Betroffenen sich nicht alleingelassen fühlen. Mit mehr innerer Sicherheit lässt gleichzeitig die früher so große Bedeutung des Aussehens nach.
Durch Entspannungsübungen verbessert sich die innere Gelassenheit. Mit progressiver Muskelrelaxation, Yoga und anderen sanften Methoden wächst die Achtsamkeit - und die Gedanken um das Aussehen verlieren an Kraft.
Wer Sport treibt, hat weniger Zeit, sich mit Selbstzweifeln zu plagen. Besonders wirksam ist eine Sporttherapie, die es für Gruppen und einzelne Teilnehmer gibt. Tanztherapie, therapeutisches Boxen oder eine Atem-Körpertherapie helfen dabei, den eigenen Körper unverfälscht wahrzunehmen.
Kreative Therapien helfen dabei, die eigenen Gedanken in eine neue Form zu bringen. Bei einer Kunst- und Kreativtherapie kommen eventuell Kindheitserlebnisse ans Tageslicht, die der Auslöser für die Dysmorphophobie waren. So können die Betroffenen ihre Angst überwinden und das falsche Selbstbild hinter sich lassen.
Therapeutische Hilfe
Sollten Tipps nicht genügen, kann auch eine therapeutische Behandlung in Betracht gezogen werden. Dabei kommen unterschiedliche Behandlungsmethoden zum Einsatz.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine gute Methode, um das verzerrte Selbstbild zu verändern. Dabei gehen die Betroffenen gemeinsam mit dem Psychotherapeuten auf Ursachenforschung. Die Beschäftigung mit der Störung hilft dabei, die Probleme zu erkennen, die Symptome richtig zu deuten und dagegen anzukämpfen.
Bei der Konfrontation zeigen die Angstpatienten ihren Makel, anstatt ihn zu verbergen – auch wenn das zunächst schwerfällt. Wer merkt, dass die anderen den vermeintlichen Makel gar nicht sehen, kann seine Gedanken verändern.
Begleitend zur Therapie empfehlen einige Ärzte Antidepressiva und SSRIs. Diese dienen dazu, die Symptomatik zu lindern. Medikamente können jedoch nicht das Problem selbst beheben, zudem sind Nebenwirkungen möglich.
Schamgefühle überwinden
Wir können es nachvollziehen, dass Betroffene von Dysmorphophobie Schamgefühle haben und sich unsicher fühlen, wenn es darum geht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Eine Überwindung der Schamgefühle und der Mut, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann jedoch einen großen Unterschied im Umgang mit der Erkrankung machen.
Fall Sie Angst vor dem Gespräch mit Therapeuten haben, wir wir einen Selbsthilfe Ratgeber Artikel mit wertvollen Tipps zur Überwindung der Angst vor Ärzten und Therapeuten.
Quellen:
- What Is Dysmorphophobia? – Verywell Mind
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier