Angst vor Zeit überwinden
Wer kennt es nicht: In manchen Situationen rast die Zeit scheinbar nur so dahin. Vor allem im Alter fühlt es sich so an als vergehe sie wie im Flug. Einige Menschen haben genau davor Angst. Sie leiden unter Chronophobie – der Angst vor Zeit oder dem Vergehen der Zeit. Auch wenn es sich dabei um Wahrnehmungsstörungen handelt, kann dieses Gefühl sehr belastend sein.
Erfahren Sie im Artikel, wie sich Chronophobie äußert und was dagegen hilft. Außerdem geben wir Tipps wie das negative Gefühl über Zeit verringert wird und ein bessere Umgang mit dem Zeitgefühl möglich ist.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 29. November 2023
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Chronophobie in Kürze
Chronophobie, die Angst vor Zeit oder dem Vergehen der Zeit, ist eine weniger bekannte Phobie, bei der Betroffene oft das Gefühl haben, dass die Zukunft verkürzt ist und Zeit für das Erreichen der eigenen Ziele fehlt.
Ursachen dieser Phobie reichen von genetischen und familiären Hintergründen bis hin zu traumatischen Ereignissen die mit der Zeit zusammenhängen. Typische Symptome umfassen übermäßige Sorgen um das Vergehen der Zeit, ein unnatürliches Gefühl des Zeitenflusses, und körperliche Symptome wie Zittern, Schwitzen, und erhöhter Puls.
Hilfe zur Selbsthilfe beinhaltet das Sprechen über die Gefühle, die Erstellung einer Aktivitätenliste, bewusstes Atmen und geführte Visualisierungsübungen. Bei stark ausgeprägter Angst kann professionelle Therapie oder Medikamente notwendig sein.
Unser Selbsthilfe eBook kann ebenfalls bei der Bewältigung der Chronophobie nützlich sein. Auf knapp 40 Seiten bietet es nützliche Tipps und Strategien zur Überwindung von Ängsten und Phobien, wie der Angst vor dem Vergehen der Zeit. Dies ist besonders praktisch für all diejenigen, die Angst vor Ärzten oder Therapeuten haben, oder nicht extra eine Therapie aufsuchen möchten, sondern nach einer Selbsthilfemöglichkeit suchen.
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Bedenken und Lösungen
Bedenken (Symptome) | Lösungen |
---|---|
Übermäßige Sorge | Psychotherapie und Selbsthilfe |
Unnatürliches Gefühl des Zeitenflusses | Bewusstes Atmen und Achtsamkeitstraining |
Physische Symptome wie Zittern und erhöhter Puls | Medikamente und Entspannungstechniken |
Angst ohne konkreten Auslöser | Kognitive Verhaltenstherapie und Selbsthilfestrategien |
Völlige Loslösung von der Realität | Professionelle Therapie und Unterstützung durch soziale Kontakte |
Chronophobie
Chronophobie – also die Angst vor Zeit oder dem Vergehen der Zeit – ist eine weniger bekannte Phobie, bei der Betroffene oft das Gefühl haben, dass die Zukunft verkürzt ist und Zeit für das Erreichen der eigenen Ziele fehlt.
Das Wort Chronophobie setzt sich aus den griechischen Wörtern „chrono“ für „Zeit“ und „phobos“ für „Angst“ zusammen. Verwandt ist die Chronophobie mit der seltenen Chronomentrophobie (irrationale Angst vor Zeitmessern). Sie wird den spezifischen Phobien zugeordnet, bei denen die Angst zwar stark, aber ungerechtfertigt ist und keine Gefahr darstellt.
Ursachen für Chronophobie
Die Ursachen und Risikofaktoren für die Entwicklung einer Chronophobie reichen – wie bei anderen spezifischen Phobien – von der Genetik und der Familiengeschichte über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen der Betroffenen bis hin zu traumatischen Ereignissen.
In den meisten Fällen sind es persönliche negative Erfahrungen, die zu einer Chronophobie führen. Als mögliche Ursachen und Risikofaktoren kommen folgende Umstände infrage:
- Diagnose einer unheilbaren Erkrankung, die mit einer verkürzten Lebenserwartung einhergeht
- fortschreitendes Alter, das Betroffene dazu verleitet, über die noch verbleibenden Jahre, den möglichen Tod und die Angst vor dem Sterben nachzudenken
- Erlebnis einer Naturkatastrophe (z. B. Erdbeben, Tornado, Überschwemmung), welches zu einer anhaltenden Angst vor Lebensgefahr sowie vor einer ungewissen Zukunft führt
- lange Haftstrafe, bei der Betroffene das Gefühl haben, die Zeit im Gefängnis nicht verfolgen zu können
- Beteiligung an einer Situation, die lebensbedrohlich war und über mehrere Tage anhielt
- Erzählungen von traumatischen Erfahrungen anderer, meist nahestehender Personen
- Erlernen bestimmter Ängste (z. B. durch Aufwachsen mit einer Person, die unter Chronophobie leidet)
- eine generell ängstliche Persönlichkeit (ängstliche Menschen neigen zur Entwicklung von Phobien im Allgemeinen)
Auch Depressionen, Hormonschwankungen (z. B. bei Frauen während der Wechseljahre, durch Schilddrüsenerkrankungen) sowie andere Erkrankungen können eine Chronophobie auslösen.
Habe ich Angst vor der Zeit?
In der Regel ähneln die Symptome der Chronophobie denen anderer spezifischer Phobien. Charakteristisch ist vor allem die übermäßige Sorge um das Vergehen der Zeit.
- für den Betroffenen fühlt sich das Vergehen der Zeit unnatürlich an, sie scheint schneller oder auch langsamer zu vergehen (häufig schneller)
- Betroffenen ist zwar bewusst, dass die Angst irrational ist, sie sind aber nicht dazu in der Lage, mit dem Problem umzugehen
- Betroffene verspüren Angst ohne konkreten Auslöser
- Betroffene erleben mitunter eine völlige Loslösung von der Realität
- Zittern
- Schwitzen
- erhöhter Puls
- Kurzatmigkeit und Atemnot
- Schwindelgefühl
- Gefühl der Ohnmacht
- Konzentrationsprobleme
- depressive Stimmung
- rasende Gedanken
- Panikattacken
- Gefühl der Hilflosigkeit und des Kontrollverlusts
In extremen Siutationen kann die Chronophobie auch eine Chronomentrophobie auslösen, also die Angst vor Uhren und anderen Zeitmessern. Manchmal gehen beide Phobien auch miteinander einher.
Tipps gegen Angst vor Zeit
Die Angst vor dem Vergehen der Zeit können Betroffene mit ein paar praktischen Tipps reduzieren. Vor allem bei einer eher schwach ausgeprägten Chronophobie sind diese schon ausreichend.
Vier praktische Tipps im Umgang mit der Angst vor dem Vergehen der Zeit:
Es ist in vielen Fällen einfacher, eine eigentlich irrationale Angst auszusprechen, um sie überhaupt zu erkennen und damit besser umzugehen. Als gute Ansprechpartner erweisen sich in der Regel Menschen, die Ihre Gefühle nicht relativieren. Dazu gehören Verwandte oder auch enge Freunde.
Wenn Sie sich von der Angst überfordert fühlen, ist es hilfreich, eine Liste mit verschiedenen Aktivitäten aufzuschreiben. Dazu könnten ein Spaziergang mit dem Hund, das Hören des Lieblingsliedes, ein Telefonat mit dem besten Freund oder das Aufräumen der Wohnung gehören. Während des Ausführens der Aktivitäten empfiehlt es sich, Achtsamkeit zu üben.
Die Atmung wird deutlich von unseren Gefühlen beeinflusst. Bei Angst wird sie flach und schnell. Üben Sie daher tiefes Atmen. Dies wirkt sich entspannend auf Ihr Nervensystem aus.
Online finden Sie geführte Visualisierungsübungen, die auch als Imaginationsübungen bezeichnet werden. Kombiniert sind derartige Übungen mit tiefer Atmung. Es handelt sich dabei um das Erlernen mentaler Strategien zur Beeinflussung bestimmter Gedanken mit Hilfe von tagraumähnlichen Phantasien. Sie sorgen für Entspannung und können so zur Linderung der Angst beitragen.
Durch bestimmte Veränderungen des eigenen Lebensstils wird es möglich, die mit der Chronophobie verbundene Angst besser zu bewältigen. Unter anderem gehören dazu gesunde Gewohnheiten (z. B. ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf).
Auch das Pflegen sozialer Kontakte und die Vermeidung von Isolation spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Ängsten.
Vor allem soziale Interaktionen mit Menschen, welche den Betroffenen verstehen und ihn unterstützen, können beim Stressabbau helfen und die psychische Gesundheit verbessern.
Der Austausch mit Gleichgesinnten ist oft hilfreich, wenn es um den Umgang mit der Angst geht. Andere Betroffene berichten, wie sie mit ihrer Angst umgehen und was ihnen geholfen hat. Durch den Erfahrungsaustauch können Betroffene ermutigt werden, etwas gegen ihre Angst zu tun, wenn diese sie überwältigt.
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Behandlung von Chronophobie
Wird die Angst vor Zeit so stark, dass die Tipps zur Selbsthilfe nicht mehr ausreichen und der Alltag deutlich eingeschränkt ist, dann ist die Inanspruchnahme einer professionellen Therapie ratsam.
Als sinnvoll erweisen sich sowohl eine Expositionstherapie als auch eine kognitive Verhaltenstherapie. Unterstützend werden in einigen Fällen auch Medikamente verordnet.
Bei spezifischen Phobien ist die Expositionstherapie eine Standardbehandlung. Darin werden Entspannungstechniken (z. B. Atemübungen, tiefe Muskelentspannung) erlernt. Außerdem erfolgt eine systematische Desensibilisierung. Das heißt, Betroffene werden schrittweise mit der angstauslösenden Situation konfrontiert. Dies führt zum Verlernen der Angstreaktion. Bei einer Chronophobie haben Betroffene nun jedoch keine Angst vor einem bestimmten Objekt. Daher werden in der Therapie die Umstände des Zeitablaufs nachgebildet. Die einzelnen Situationen werden dann in einer Reihenfolge von „am wenigsten angstauslösend“ zu „am meisten angstauslösend“ aufgelistet und gegenübergestellt, bis sie für den Betroffenen erträglich sind.
Ergänzend zur Expositionstherapie kommt die kognitive Verhaltenstherapie als Behandlung infrage. Dies ist sinnvoll, weil bestimmte Gedanken eine Angst verstärken können. Die kognitive Verhaltenstherapie soll die meist irrationalen Gedanken in realistische Gedanken umwandeln.
Reicht eine psychotherapeutische Behandlung nicht aus, kommen Medikamente zur Behandlung der Symptome in Betracht. Zu den am häufigsten verordneten Medikamenten gehören Benzodiazepine, welche zur Kontrolle von Angstzuständen eingesetzt werden. Sie machen allerdings abhängig und sollten daher nur bei besonders stark ausgeprägter Angst zum Einsatz kommen. Aus selektive Serotonin- oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer werden gegen Angstzustände häufig verordnet.
Hilfe finden
Um eine professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, können Sie einfach den nächsten Therapeuten konsultieren. Über Google lassen sich Psychologen in näherer Umgebung anzeigen und auch nach Entfernung sortieren.
Wenn die Angst vor einem Therapeuten zu groß ist, können wir Ihnen Tipps zur Überwindung geben. Unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel bietet wertvolle Ratschläge zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen, die eine Kontaktaufnahme mit Ärzten und Psychologen behindern könnten.
Selbsthilfe ausprobieren:
Alternativ können Sie unsere Selbsthilfe gegen Ängste und Phobien ausprobieren:
FAQ zur Chronophobie
Je älter ein Mensch wird, umso langsamer werden Bilder vom Gehirn aufgenommen und verarbeitet. In einer bestimmten Zeit werden also weniger verarbeitet als in jungen Jahren. Das Gehirn wird mit weniger Erinnerungen gefüllt und es entsteht der Eindruck, dass die Zeit schneller vergeht.
Die Symptome von Chronophobie können Angstzustände, Panikattacken, Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit, Schwindel, Atembeschwerden und Vermeidungsverhalten beinhalten.
Eine spezielle Form der Chronophobie ist die Torschlusspanik. Sie umschreibt die Angst, etwas Entscheidendes zu verpassen.
Die wahrgenommene Zeit lässt sich durch neue Orte und Erfahrungen verlängern. Der Grund liegt in einem Zusammenhang zwischen den zu verarbeitenden Informationen und der Zeitwahrnehmung. Die Zeit verlangsamt sich, sobald neue Situationen erfasst und vom Geist verarbeitet werden müssen.
Chronophobie bezieht sich auf die Angst vor der Zeit im Allgemeinen, während Alterungsangst spezifisch die Angst vor dem Altern und den damit verbundenen Veränderungen beschreibt.
Eine unterstützende und verständnisvolle Haltung kann hilfreich sein. Sie können auch dabei helfen, professionelle Hilfe zu suchen und gemeinsam Aktivitäten zu unternehmen, die Entspannung fördern und Stress reduzieren.
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Quellen:
- Chronophobia (Fear of Time): Symptoms, Causes & Treatment – my.clevelandclinic.org
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier