Angst vor Übergewicht
Viele Menschen machen sich Gedanken über ihr Gewicht, besonders wenn es um Übergewicht geht. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch völlig normal und gesundheitlich betrachtet sinnvoll.
Eine übermäßige Angst vor Übergewicht kann jedoch zu psychologischen Belastungen führen. Diese spezielle Form der Angststörung wird als „Adipophobie“ oder auch „Obesophobie“ bezeichnet.
Fakt ist, dass Übergewicht auf Dauer zu ernsthaften Folgeerkrankungen führen kann. Es ist daher sinnvoll, gesundheitsbewusst zu leben und eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Allerdings kann die panische Angst vor Übergewicht zu einer krankhaften Belastung werden. In diesem Artikel klären wir über die Ursachen und Auswirkungen dieser Angststörung auf und zeigen auf, welche Maßnahmen Betroffenen helfen können, ihre Angst zu überwinden.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 22. März 2023
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Warum hat man Angst vor Übergewicht?
Die Angst vor Übergewicht kann viele Auslöser haben. Oft hängt die Ursache mit einem übermäßig starken Gewichtsstigma zusammen.
Übergewicht in der Kindheit, Mobbing und Gruppenzwang verschlimmern die Situation noch. Ständige Bemerkungen der Verwandten und Freunde werden zu einer Orientierung, was richtig und schön ist.
Auch die Medien unterstützen teils das gängige Schlankheitsideal und fördern teilweise die Diskriminierung von übergewichtigen Menschen.
Die Gewichtszunahme steht in enger Verbindung mit negativen Assoziationen. Durch persönliche Erfahrungen, die teilweise traumatische Ausmaße haben, steigert sich die Angststörung weiter.
Wer perfektionistische Ansprüche an sich selbst hat, leidet schnell unter Komplexen. Darum sind sensible Menschen besonders ängstlich, ob es um eine mögliche Gewichtszunahme geht oder um andere Anzeichen, dass sie nicht perfekt sind.
Die Auslöser dieser Angst können daher unterschiedlich sein. Oft haben Betroffene bereits in der Vergangenheit mit den Folgen von Übergewicht zu kämpfen gehabt oder haben im Umfeld erlebt, wie schwerwiegend diese sein können.
Angst vor den Folgen von Übergewicht
Menschen, die unter extremer Adipophobie leiden, haben nicht nur Angst vor Übergewicht an sich, sondern auch vor den möglichen Folgen, die damit einhergehen können.
Fettleibigkeit (Starkes Übergewicht) kann zu einer Vielzahl von Begleiterkrankungen führen, wie zum Beispiel Gefäßkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck oder einer Fettleber. Diese Risikofaktoren steigen mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI) deutlich an, weshalb die Angst vor Übergewicht nicht völlig unbegründet ist.
Personen, die unter Adipophobie leiden, haben daher nicht nur Angst vor dem Übergewicht an sich, sondern auch vor den möglichen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder anderen Begleiterscheinungen von Fettleibigkeit.
Vielen Männern ist es wichtig, sich stark und potent zu fühlen, um sich in der männlichen Gesellschaft zu behaupten. Das heißt, dass sie sich oft mit anderen Männern im Sinne der Bedrohung und Macht vergleichen. Männerspezifische Ängste vor Übergewicht drehen sich daher häufig auch 0um körperliche Fitness und das Hormon Testosteron. Viele Männer befürchten, dass sie durch Übergewicht weniger fit und leistungsfähig werden und dass ihre Testosteronproduktion beeinträchtigt wird. Auch die Potenzprobleme, die mit Übergewicht verbunden sein können, bereiten vielen Männern Sorgen.
Frauenspezifische Ängste vor Übergewicht konzentrieren sich oft auf das Aussehen und den sozialen Status. Viele Frauen befürchten, aufgrund ihres Gewichts abgelehnt oder weniger attraktiv zu sein. Auch der Vergleich mit anderen Frauen, insbesondere in sozialen Netzwerken, kann die Angst vor Übergewicht verstärken. Dazu kommt die Sorge um die körperliche Gesundheit und die möglichen Folgeerkrankungen von Übergewicht, wie beispielsweise Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Um diese Ängste zu überwinden, ist es wichtig, sich mit der eigenen Körperwahrnehmung auseinanderzusetzen und ein gesundes Verhältnis zum Essen und zur Bewegung zu entwickeln.
Symptome von Adipophobie
Wer sich vor Gewichtszunahme fürchtet, hält diese Gefühle für normal und nimmt sie nicht als Symptome wahr. Auch vertraute Menschen erkennen die Signale oft nicht sofort.
Damit Betroffene kein Gewicht zulegen, entwickeln sie oft zwanghafte Gewohnheiten. Die ersten Anzeichen einer Adipophobie (Obesophbie) ist die Angst vor der Waage, Angst vor Kalorien oder auch generell ein starkes Unwohlsein wenn es eine Kalorienreiche Mahlzeit gibt.
Viele Personen, die sich übersteigerte Sorgen um ihr Gewicht machen, meiden kalorienreiches Essen, treiben extrem viel Sport, machen ständig Diäten oder fasten über längere Zeiträume, um eine Gewichtszunahme mit allen Mitteln zu verhindern.
In einigen Fällen kann besonders Fasten und ähnliches Verhalten zu Heißhunger und daraus resultierenden Essattacken führen, welche die Frustration und Sorge der Betroffenen weiterhin steigern.
- Es entsteht ein Kreislauf durch die ständige Angst vor Gewichtszunahme.
Durch ein derartiges Verhalten kommt es des Öfteren zu einem Angstkreislauf, bei dem die Angst das Fasten begünstigt, welches zu Essanfällen und verstärkter Angst führt, sodass die Betroffenen auf Dauer in einer Endlosspirale gefangen sind.
In den meisten Fällen offenbaren sich derartige Essstörungen im Alter von 15 Jahren, aber auch früher können sie bereits entstehen. Auf Dauer können Depressionen und Magersucht auftreten. Auch Bulimie ist bei Betroffenen nicht selten. Neben Essstörungen treten oft Persönlichkeitsstörungen und emotionale Probleme gemeinsam auf, welche sich gegenseitig begünstigen und die Situation der Betroffenen verschlimmern.
Ängste verstärken Übergewicht
Mittlerweile ist bekannt, dass die Angst vor bestimmten Dingen und die Suche nach Symptomen eben jene auslösen können. Dr. Google ist bekannt dafür krank machen zu können.
Das permanente Kalorienzählen sorgt dafür, dass Mahlzeiten nicht mehr genossen werden können. Zudem ist es bekannt, dass Gewichtszunahme in den meisten Fällen nicht nur durch mangelnde körperliche Betätigung oder zu viel und ungesundes Essen ausgelöst wird, sondern zusätzlich auch durch die permanente Angst zu essen. Wer sich während des Essens schlecht fühlt, verbindet damit nichts schönes und neigt häufiger dazu aus Frust zu essen.
- Übermäßiger Sport
- Strenges Kalorienzählen
- Ständige Diäten & Diätwechsel
- Bestrafungen nach kalorienreichen Essen
- Wut und Frust nach kalorienreichen Essen
- Fastenkuren
- Erhöhter Puls
- Unregelmäßiger Atem
- Schwindelgefühle
- Schweißausbrüche
- Zittern
- Oft geht die Obesophobie mit einer Essstörung einher, beispielsweise mit der Esssucht, Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie oder Binge Eating (Essattacken mit Kontrollverlust).
Folgen einer Obseophobie
Die Angst vor Gewichtszunahme steht in enger Verbindung mit anderen Komplikationen. Wer unter Obesophobie (der Phobie vor Gewichtszunahme) leidet, sieht sich selbst als unvollkommen an und ist übertrieben diszipliniert.
Das Hauptproblem ist die ständige Beschäftigung mit dem Körpergewicht. Diese führt zu einem ungesunden Verhältnis zum eigenen Körper und zum Essen. Dadurch kann es zu einer Essstörung kommen, die nicht nur für den Organismus schädlich ist, sondern auch für die Psyche.
Dennoch ist es ein schmaler Grad zwischen gesunden Menschenverstand, der vor Übergewicht warnt, und einer überzogenen Angst mit zwanghaften Gegenmaßnahmen. Fettleibigkeit schadet unserem Körper. Dabei ist allerdings nicht von wenigen Kilos, sondern von einem BMI über 28 die Rede.
Menschen mit Adipositasphobie haben eigentlich den Wunsch, gesund zu sein. Doch sie beschäftigen sich so sehr mit Kalorien und ihrer Ernährung, dass sie kaum noch Freude am Essen haben können. Jede Nahrungsaufnahme ist mit negativen Gedanken verbunden. Dauerhafte Sorgen, dass zu viele Kalorien aufgenommen werden könnten, und ständige Angst, dass jede Kalorie zu viel sein könnte, führen zu einer anhaltend schlechten Stimmung.
Gefahr von Untergewicht:
Manche Betroffene einer krankhaften Angst vor Übergewicht befinden sich bereits an der Grenze zum Untergewicht oder leiden sogar schon darunter.
Oft verlieren sie das realistische Bild von einem gesunden Körper und denken, dass jeder Prozent mehr Körperfett oder jedes Kilo mehr auf der Waage eine Gefahr für ihre Gesundheit darstellt. Dabei geraten sie häufig in Vergessenheit, dass auch Untergewicht ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen kann.
Doch auch Unterernährung kann aufgrund mangelnder Nährstoffzufuhr zu Muskelschwund, Haarausfall oder Hormonstörungen führen. Ständiges Erbrechen z.B. im Falle von Bulimie, schädigt zudem die Speiseröhre sowie die Zähne.
Außerdem ist ein unterernährter Körper anfälliger für Infektionen und Krankheiten, da das Immunsystem nicht ausreichend funktionieren kann. Mangelnde körperliche und geistige Kraft sind ebenfalls Folgen von Mangelernährung.
Gefahr: Magersucht
Vor allem die Magersucht kann zu Komplikationen und schweren Erkrankungen führen. Ein Mangel an Nährstoffen und Kalorien löst Mangelerscheinungen aus.
Mögliche Folgen sind Muskelschwund und Multiorganversagen. Das Problem bei Magersucht ist, dass die Betroffenen ihre gesundheitlichen Probleme nicht sehen. Auch mit starkem Untergewicht fühlen sie sich noch zu dick. Sie sind regelrecht besessen von dem Ideal, noch dünner zu werden.
- Niedriger BMI
- Nährstoffmangel
- Erzwungenes Erbrechen
- Einnahme von Abführmittel
- Exzessiver zwanghafter Sport
Schamgefühle von Essstörungen
Menschen mit einer Adipophobie schämen sich häufig für ihre Angst vor Übergewicht und versuchen, sie vor anderen herunterzuspielen.
Oft geben sie vor, keine großen Probleme damit zu haben und wenn sie doch mal mit Freunde eine Ausnahme machen und eine Pizza essen sollten, leiden sie eigentlich insgeheim unter Frust und schlechtem Gewissen. Zu Hause ergreifen sie dann Gegenmaßnahmen wie exzessiven Sport oder zwanghaftes Erbrechen, um die vermeintlichen Kalorien zu kompensieren.
Diese Schamgefühle können sehr belastend sein und die Betroffenen daran hindern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Ängste ernstzunehmende psychische Probleme sind und dass es keine Schande ist, sich Hilfe zu suchen.
Indem man offen darüber spricht, kann man die Schamgefühle allmählich überwinden und beginnen, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Das kann den Weg zu einer erfolgreichen Therapie ebnen und helfen, langfristige gesundheitliche Schäden durch den ständigen Stress und die Belastungen der Adipophobie zu vermeiden.
Neigungen zu Bulimie
Personen die unter einer krankhaften Angst vor Übergewicht leiden haben ähnliche Schamgefühle wie Personen die unter Bulimia nervosa zu kämpfen haben.
Eine Bulimie ist schwer zu erkennen, da die Patienten oft normalgewichtig sind. Zudem sind die Personen mit Bulimie sehr geschickt darin, ihre Tricks zu verbergen.
Ihre Probleme zeigen sich in starken Stimmungsschwankungen und in einer extremen Selbstkritik, wenn es um ihre Figur geht. Physische Begleiterscheinungen von Bulimie sind Müdigkeit und Kreislaufstörungen. Zu den psychischen Merkmalen gehören Frustration, depressive Stimmungen und innere Leere.
Tipps gegen Adipophobie
Angst ist ein evolutionär bedingter Komplex, der dazu führt, dass wir kein rücksichtsloses Verhalten zeigen oder uns benehmen, als wären wir unbesiegbar und deshalb zu Schaden kommen.
Wenn die Angst jedoch zu stark wird und anfängt, das Leben negativ zu beeinflussen oder ein normales Leben sogar unmöglich macht, ist es an der Zeit, um über helfende Maßnahmen wie eine Therapie nachzudenken.
Niemand gibt gern zu, dass er Hilfe benötigt und es allein nicht schafft. Nichtsdestotrotz beginnt der Heilungsprozess, sobald die Einsicht erfolgt, dass die Situation ohne Hilfe nicht bewältigt werden kann. Sich einzugestehen, dass man andere braucht, ist keineswegs schwach, sondern Selbsterkenntnis zeugt von Stärke und Selbstvertrauen.
Obseophobie erkennen:
Wer seine eigene Obesophobie als übertriebene Angst erkennt, hat einen wichtigen Schritt zur Besserung geschafft. Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz sind von großer Bedeutung, um mit dem eigenen Körper zufrieden zu sein und die Angst zu überwinden. Mit positiven Gedanken gelingt es, die Panik zu bewältigen. Die Waage ist keine Bedrohung, sondern lediglich ein Gerät zur Gewichtskontrolle. Das Schönheitsideal hat nichts mit dem Alltagsleben zu tun.
Schönheitsideale ignorieren:
Wichtig ist vor allem, sich nicht zu sehr an bestehenden Schönheitsidealen zu orientieren. Fakt ist: Nur wenige Prozent der Bevölkerung haben die angeblich perfekten Körpermaße oder ein den Idealen nach als schön geltendes Aussehen, welches in vielen Fällen extrem nachbearbeitete Models in Zeitschriften oder im Fernsehen zur Schau stellen. Somit wird dadurch nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert. Zudem sind derartige Ideale aktuell im Wandel. Nach und nach erweitert sich das Feld an Persönlichkeiten und Charakteren, welches in den Medien präsentiert wird.
Offene Kommunikation:
Wer sich unsicher ist ob eine Behandlung nötig ist, kann sich zunächst anderen anvertrauen. Vielen Menschen hilft es sehr, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Da ein Großteil der depressiven Personen vor allem unter Unverständnis und dem Gefühl der Isoliertheit leidet, kann bereits eine Besserung der Situation eintreten, wenn die Person mit anderen Betroffenen redet. Sich diesen anonym zu öffnen, fällt vielen leichter, da in derartigen Gruppen niemand verurteilt wird. Personen, die sich Fremden gegenüber nicht öffnen möchten und für die Gruppentherapien deshalb nicht infrage kommen, können sich im eigenen Umfeld eine vertraute Person suchen, beispielsweise einen guten Freund oder ein Familienmitglied. Sich den Kummer von der Seele zu reden und mit seinen Problemen und Gedanken nicht allein zu fühlen, kann bereits Wunder auf dem Weg zur Heilung bewirken.
Stressreduktion:
Mit entspannenden Übungen verliert die Obesophobie an Kraft. Yoga sorgt für eine gute Balance von Körper und Seele. Die ausgleichende Wirkung stärkt die innere Ruhe und hilft dabei, die Angst zu bewältigen. Die Konzentration richtet sich auf etwas anderes, ebenso wie bei Meditation und bei der Stressreduktion durch Achtsamkeit, auch als Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) bekannt.
Angst vor Hilfe überwinden
Leider gehen viele Menschen nicht gern zu einem Arzt. Diverse Gründe können zu einem solchen Vermeidungsverhalten führen, beispielsweise die Angst vor einer möglichen Diagnose, der Unwille, sich fremden Personen anzuvertrauen, oder eine generelle Arztphobie kann vorliegen.
In den meisten Fällen verstärken sich die Symptome oder Beschwerden aber leider, wenn kein Spezialist hinzugezogen wird. Da es in den meisten Fällen schwierig ist, aus einem Angstkreislauf auszubrechen, wenn sich dieses Verhalten einmal eingestellt und gefestigt hat, sollte an der Angst gearbeitet werden.
Unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel bietet wertvolle Ratschläge zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen, die eine Kontaktaufnahme mit Ärzten behindern könnten.
FAQ über Adipophobie
Quellen:
- Adipositas und Übergewicht: Mögliche Folgen – stiftung-gesundheitswissen.de
- Obesophobia (Fear of Gaining Weight) – Cleveland Clinic
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier