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Zahnstein selbst entfernen
Kann man seinen Zahnstein selbst entfernen? Ja, es ist durchaus möglich den Zahnstein zu Hause ohne Zahnarzt zu entfernen. Allerdings kann dabei auch einiges schiefgehen. Und auf lange Sicht ist die Selbsthilfe gegen Zahnstein keine vollwertige Alternative zu einem Zahnarztbesuch.
In disem Artikel gehen wir auf eine Anleitung, die Risiken und alle möglichen Fragen rund um das Thema Zahnstein selbst entfernen ein.
- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 15. Juli 2024
Selbsthilfe gegen Zahnstein
Die Angst vorm Zahnarzt gehört zu den am weitesten verbreiteten Ängsten in Deutschland. Der Besuch in einer Praxis wird so lange hinausgezögert, wie nur irgend möglich. Darunter leidet natürlich die Zahnhygiene. Eine der negativen Konsequenzen daraus ist die Bildung von Zahnstein.
Hinweis: Auch wenn Kontrolltermine und Termine zur Zahnreinigung konsequent eingehalten werden, kann sich in der Zwischenzeit wieder Zahnstein bilden.
Der harte Belag an unseren Zähnen führt nicht nur zu Verfärbungen und Mundgeruch. Die Zähne können sich lockern oder wandern, in ganz extremen Fällen kommt es sogar zum Zahnverlust. Vermeiden lässt sich das durch eine professionelle Zahnsteinentfernung durch den Zahnarzt.
- Was aber tun, wenn die Angst vorm Zahnarzt so groß ist, dass diese selbst die an sich harmlose Zahnsteinentfernung verunmöglicht?
- Gibt es Möglichkeiten, Zahnstein auch selbst zu entfernen? Gibt es Hausmittel oder Instrumente für den Heimgebrauch? Wo lauern eventuell Gefahren?
Kurz: Ja, der Zahnstein lässt sich selbst entfernen. Um all die zuvor gestellten Fragen wirklich auch vollumfänglich beantworten zu können, ist es zunächst aber einmal wichtig zu wissen, was Zahnstein überhaupt ist, wie er entsteht und welche negativen Folgen es nach sich zieht, wenn er nicht entfernt wird.
Selbst bei einwandfreier Mund- und Zahnhygiene lässt er sich nicht immer zu 100 % verhindern. Die Rede ist von Zahnstein. Der entsteht durch die Verhärtung bzw. Verkalkung von weichen Ablagerungen (Plaque) auf unseren Zähnen. Mineralstoffe im Speichel wandeln den eigentlich weichen Zahnbelag in harten Zahnstein um. Deshalb entsteht dieser vornehmlich dort, wo besonders starker Speichelfluss vorherrscht.
Also in der Nähe der entsprechenden Speicheldrüsen an der Innenseite der unteren Schneidezähne und an der Außenseite der oberen Backenzähne.
Zahnstein besteht hauptsächlich aus folgenden Stoffen:
- Hydroxylapatit (ein Mineral aus der Klasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate)
- Proteine
- Kohlenhydrate
- Div. Mineralien (z. B. Whitlockit oder Brushit)
- Mikroorganismen
- Gewebereste
Die Entstehung von Zahnstein lässt sich durch ausreichende Mundhygiene verhindern bzw. sehr stark ausbremsen.
Plaque verwandelt sich nicht über Nacht in Zahnstein, der Prozess dauert ein wenig und wird in vier Phasen unterteilt:
Phase 1: Nach dem Zähneputzen dauert es vier bis zwölf Stunden, ehe sich unterhalb des Zahnfleischsaumes eine bakterienfreies Schmelzoberhäutchen bildet (bestehend aus Muzinen und diversen anderen Speichelbestandteilen).
Phase 2: Auf diesem Schmelzoberhäutchen lagern sich nach und nach kugelförmige Bakterien ab, dank des vorhandenen Zuckers vermehren sie sich rasant. Dadurch entsteht eine klebrige, schleimige Schicht, auf der sich weitere Bakterien anlagern.
Phase 3: Einzelne Bakterienkolonien verschmelzen miteinander, es entsteht ein sogenannter Plaque-Rasen. Dieser bedeckt die gesamte Zahnoberfläche und ist fühlbar, wenn man mit der Zunge drüberfährt.
Phase 4: Noch besteht die Möglichkeit, die Ablagerungen durch Mund- und Zahnhygiene zu entfernen. Wird das nicht bzw. nicht ausreichend gemacht, mineralisiert der Plaque nach ca. zehn Tagen; supra- und subgingivaler Zahnstein entsteht.
Wer sich mit der Entfernung von Plaque und anderen Ablagerungen zu lange Zeit lässt, der muss sich bald mit Zahnstein herumschlagen. Welche negativen Auswirkungen haben diese verhärteten Ablagerungen auf Zähne und Zahnfleisch?
Wird der Zahnstein nicht regelmäßig entfernt, wandert er am Zahn entlang und gelangt so unter das Zahnfleisch, wo er Entzündungen hervorruft (Parodontitis).
Dadurch kann eine Vielzahl an Beschwerden bestehen:
- Verfärbungen (Von weißlich über gelb bis hin zu braun und sogar schwarz)
- Mundgeruch
- Schmerzen
- Lockere Zähne
- Zahnwanderung
- Zahnverlust
Dazu kommt, dass die im Zahnstein befindlichen Bakterien nicht nur das umliegende Gewebe negativ beeinflussen, sondern tatsächlich auch die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2 begünstigen können.
Professionelle Zahnsteinentfernung
Der sinnvollste und gründlichste Weg, Zahnstein entfernen zu lassen, ist eine professionelle Behandlung beim Zahnarzt. Je nachdem, wie lang die Behandlung dauert, kostet sie zwischen 50 und 100 €. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Zahnsteinentfernung pro Jahr.
Wirklich schmerzhaft ist die Zahnreinigung nicht, kann von einigen Patienten in bestimmten Situationen aber als unangenehm empfunden werden. Eine professionelle Zahnsteinentfernung beim Zahnarzt wird in der Regel nicht unter örtlicher Betäubung durchgeführt.
Zunächst entfernt der Zahnarzt den Belag mit einem sogenannten Ultraschall-Scaler oder Pulver-Wasser-Geräte grob. Für hartnäckige Rückstände kommen danach Spezialinstrumente zum Einsatz. Hierbei wird von manchen Patienten ein leichter Schmerz empfunden.
Zum Abschluss werden die Zähne nochmals poliert, damit sie eine möglichst glatte Oberfläche aufweisen. Nach der Behandlung sollten die Zähne zu 100 % frei von Zahnstein sein.
Zahnstein selbst entfernen: Möglichkeiten
Bevor wir uns näher mit den Wegen zur eigenhändigen Zahnsteinentfernung beschäftigen, noch eine Klarstellung: Die beste und ungefährlichste Art und Weise, Zahnstein zu entfernen, ist jene durch dafür ausgebildetes Fachpersonal. Dieses weiß, wo die Gefahren liegen und wie sich Folgeschäden vermeiden lassen. Langfristig ist die eigenhändige Zahnsteinentfernung außerdem kein vernünftiger Weg, um einen notwendigen Zahnarztbesuch immer wieder aufzuschieben.
Grundsätzlich lassen sich die Optionen zur selbstständigen Zahnsteinentfernung in zwei Kategorien einteilen: Hausmittel und Werkzeuge.
Hausmittel gegen Zahnstein
Wir beschäftigen uns zunächst etwas näher mit der Gruppe der Hausmittel. Die haben zunächst den Vorteil, dass sie verhältnismäßig günstig und einfach anzuwenden sind. Vorsicht ist beim Gebrauch dennoch geboten. Warum, das erklären wir für jedes Hausmittel einzeln.
Backpulver/Natron zum Zahnstein entfernen
Backpulver und Natron wirken auf die Zahnoberfläche ein wenig so wie Schleifpapier auf Holz. Das Backpulver wird auf der Fingerspitze platziert und dann auf jenen Stellen am Zahn verrieben, an denen sich Zahnstein gebildet hat. Vorsicht: Diese Methode greift nicht nur den Zahnstein an, sondern auch den eigentlich wichtigen Zahnschmelz. Wir raten deshalb dringend dazu, diese Behandlung maximal einmal im Monat durchzuführen.
Essig/Zitrone gegen Zahnstein
Sowohl Essig als auch eine Zitrone hat einen sehr hohen Säuregehalt. Diese Säure greift den Zahnstein an und zersetzt ihn. Vorsicht: Die Säure attackiert auch den gesunden Zahnschmelz und zerstört diesen. Wir raten deshalb von dieser Methode ab!
Teebaumöl gegen Zahnstein
Teebaumöl kann dabei behilflich sein, Bakterien an der Zahnoberfläche abzutöten. Zur Anwendung einfach ein/zwei Tropfen in die Zahnpasta mischen und danach klassisch mit der Zahnbürste verteilen. Zweite Möglichkeit: Ein/zwei Tropfen in ein Glas (lauwarmes) Wasser und mit diesem Wasser danach einige Minuten die Zähne durchspülen. Am Ende den Mund mit reinem Wasser gründlich ausspülen. Hinweis: Wer auf billiges Teebaumöl setzt, muss eventuell allergische Reaktionen befürchten. Zudem ist die Teebaumöl-Methode nicht wirklich dafür geeignet, Zahnstein selbst zu entfernen. Wobei sie sehr wohl hilft, ist, der Entstehung von neuen Zahnbelägen vorzubeugen.
Kokosöl gegen Zahnstein
Kokosöl wirkt antibakteriell und kann somit durchaus zu einer guten Zahnhygiene beitragen. Bei regelmäßiger Anwendung beugt es außerdem der Entstehung von neuem Zahnbelag vor. Eingesetzt wird es ähnlich wie Teebaumöl. Ein/zwei Esslöffel für zehn bis 20 Minuten durch die Zähne ziehen, am Ende ausspucken und den Mund mit klarem Wasser ausspülen. Hinweis: Bereits gebildeter Zahnstein lässt sich dadurch auch nicht entfernen.
Sesamkörner gegen Zahnstein
Das Prinzip dahinter ähnelt jenem von Backpulver: Sesamkörner wirken ein wenig wie Schleifpapier. Dazu einfach gründlich auf den Körnern herumkauen und sie mit der Zunge an den Zähnen vorbeiführen. Hinweis: Da auch diese Methode auf dem Schmirgelpapier-Effekt beruht, raten wir dringend davon ab, sie öfter als einmal im Monat anzuwenden..
Geräte gegen Zahnstein
Wir beschäftigen uns nun mit der zweiten Untergruppe, den Werkzeugen oder Instrumenten. Die sind zwar deutlich teurer als die Hausmittel, dafür aber auch klar effektiver. Allerdings ist auch bei ihrem Einsatz Vorsicht geboten.
Zahnsteinentferner (Scaler/Kürette)
Zahnärzte verwenden zur Entfernung von Zahnstein einen sogenannten Scaler. Mit dem spitzen Haken dieses Metallgeräts wird der Zahnstein einfach abgeschabt bzw. weggekratzt. Eine sehr wirksame Methode. Gleiches gilt übrigens für die Kürette; Ein anderes Schabinstrument, das Zahnärzte gerne verwenden. Hinweis: Mit Scaler oder Kürette ohne größter Vorsicht in seinem eigenen Mundraum zu arbeiten ist nicht nur sehr mühsam, sondern ebenso gefährlich. Der ungeübte Umgang mit derartigen Geräten birgt ein hohes Verletzungsrisiko, das zu starken Zahnfleischblutungen führen kann.
Zahnsteinradierer
Besonders in den letzten Jahren hat sich das Angebot an sogenannten Zahnsteinradierern (Zahnsteinradiergummi) stark verbreitert. Sie funktionieren wie ein „normaler“ Radierer und ähneln meist einem Lippenstift. Zu erhalten sind diese Zahnsteinradierer in vielen Drogeriemärkten. Die Zahnoberfläche wird mit einem Aufsatz aus Naturgummi bearbeitet, wodurch sich Bakterien und Zahnstein entfernen lassen. Laut Erfahrungsberichten lassen sich damit allerdings höchstens Zahnverfärbungen von Wein, Tabak, Tee und Kaffee entfernen. Hinweis: Wer den Zahnsteinradierer zu häufig oder mit zu viel Druck verwendet, riskiert Schäden am eigentlichen, gesunden Zahn.
Schallzahnbürste
Die Weiterentwicklung der klassischen elektrischen Zahnbürste. Sie arbeitet (auch) mit Schall und kann so den Zahnbelag lockern. Wirklich entfernt wir dieser aber erst durch die Bürstenrotation, die deutlich hochfrequenter ist als bei normalen elektrischen Zahnbürsten. Hinweis: Entfernen lässt sich Zahnstein auch mit einer Schallzahnbürste nicht. Das Gerät trägt aber zumindest zur Vorbeugung von Zahnstein bei. Zumindest besteht bei dieser Option keine ernsthafte Verletzungsgefahr.
Zahnsteinbildung vorbeugen
Besser als eine Zahnsteinentfernung ist es, den hartnäckigen Belag erst gar nicht entstehen zu lassen. Gänzlich verhindern lässt es sich zwar nicht, mit der richtigen Mundhygiene ist aber schon viel geschafft.
Sehr häufiges und konsequenten Zähne putzen ist noch immer einer der effektivsten Vorbeuge-Maßnahmen gegen Zahnstein. Im Idealfall werden die Zähne mit einer elektrischen Zahnbürste geputzt, da diese bei sachgemäßer Anwendung eine höhere Reinigungswirkung aufweist.
Wer Probleme mit dem Zahnschmelz hat, sollte eine möglichst fluoridhaltige Zahnpasta verwenden. Ein Produkt, das gezielt gegen Zahnstein wirkt, gibt es allerdings noch nicht.
Zwischen den Zähnen sammeln sich Essensreste an, welche die perfekte Grundlage für Bakterien sind – die wiederum den Aufbau von Zahnstein begünstigen. Die Zwischenräume lassen sich am besten mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen. Die Reinigung der Zahn-Zwischenräume ist äußerst effektiv gegen Zahnstein.
Auf dem Markt sind Mundspülungen erhältlich, die der Entstehung von Plaque vorbeugen und schädliche Bakterien bekämpfen. Beide Dinge spielen bei der Entstehung von Zahnstein eine wichtige Rolle. Übertreiben sollte man es mit diesen Produkten allerdings auch nicht, da dies Einfluss auf den Geschmack haben kann.
Zahnstein entfernen: Vorsicht
Wer aus Angst oder Kostengründen nicht zum Zahnarzt möchte und den Zahnstein selbst entfernen will, der kann zwar einige Hausmittel ausprobieren oder spezielle Geräte gegen Zahnstein einsetzen, sollte dabei aber auf jeden Fall mit größter Vorsicht vorgehen.
Langfristig kann vor allem die richtige Vorbeugung ein großer Vorteil sein, was dazu führt das man selbst nur sehr wenig Zahnstein entfernen muss. Somit würde man isch zumindest eine zu häufige professionelle Zahnreinigung sparen können.
Wer gut auf die Mundhygiene achtet, der kann die Entstehung von Zahnstein deutlich bremsen und wird somit nie in die Situationen kommen, hartnäckigen Belag selbst entfernen zu müssen.
Die besten Ergebnisse liefern immer noch speziell dafür ausgebildete Experten. Sie arbeiten zudem absolut zuverlässig, Patienten sind bei ihnen in guten Händen. Wer die Angst vor dem Zahnarzt überwinden möchte, kann sich auch unsere Selbsthilfe bei Arztphobie durchlesen.
Ängste überwinden
Wenn du aufgrund einer Zahnarzt-Phobie zögerst, einen Zahnarzt aufzusuchen und sich dafür schämst, kann unser Ratgeber-Artikel dir dabei helfen, diese Ängste zu überwinden.
Wir möchten vermitteln, dass eine rechtzeitige Behandlung kleiner Probleme wie dem entfernen von Zahnstein dazu beitragen kann, ernsthafte Zahnschäden und Schmerzen zu vermeiden. Nur wenn du bereit bist, eine Behandlung zu beginnen, kannst du auch davon profitieren.
Wir möchten dich daher auch dazu ermutigen, die Bedenken zu überwinden und einen Zahnarzt aufzusuchen. Es gibt zahlreiche effektive Tipps, die dabei helfen können, Ängste vorm Zahnarzt zu lösen und die Zahnhygiene dauerhaft zu verbessern.
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.
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