Kann Musik gesund machen?

Musik gehört in irgendeiner Weise in das Leben der meisten Menschen. Selbst diejenigen, die weniger bewusst Musik konsumieren, schalten hier und da das Radio ein und überbrücken mit der Musik etwa Langeweile auf dem Weg zur Arbeit. Stets löst die Musik irgendetwas in uns aus. Ob wir nun bewusst zuhören oder uns berieseln lassen – die Musik „macht etwas mit uns“. Unter anderem kann sie uns zum Beispiel gesund machen oder unsere Gesundheit stärken, um weniger häufig krank zu werden.

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    Steigerung der Lebensqualität

    Kinder als Paradebeispiel

    Wenn es um Musik und den menschlichen Körper und die Psyche geht, wird häufig die Entwicklung von Kindern in den Blick genommen.

    Schon seit einer Langzeitstudie von Professor Dr. Hans Günther Bastian an der Goethe-Universität Frankfurt steht fest, dass Musik und Musizieren die Lebensqualität und Lebensfreude von Kindern in entscheidender Weise fördern.

    In der Studie mit dem Titel „Musik(erziehung) und ihre Wirkung“ aus dem Jahr 2000 konnte man etwa feststellen, dass Musikerziehung und Musizieren das soziale Klima in einer Klasse und in der Sozietät Schule verbessern.

    Außerdem war die Veränderung der Intelligenzwerte der Kinder über die Zeit drastisch. Damit konnte belegt werden, dass Intelligenz nicht als eine per Gene eingestanztes Persönlichkeitsmerkmal geerbt wird. Vielmehr kann sie sich mit dem Alter durch Lernen steigern oder durch Vernachlässigung wieder verringern.

    Am erstaunlichsten war die Feststellung, „dass das Lernen eines Instruments und das gemeinsame Musizieren Merkmale wie intensive Mitarbeit, Selbstständigkeit, Interesse an Neuem, rasches Auffassen und Begreifen, keine Blockierung bei Leistungsdruck, gutes Gedächtnis, sorgfältige Erledigung von Aufgaben, eigene Ideen, gut entwickelte Feinmotorik und körperliche Gewandtheit fordern und fördern.“

    Weniger Ängste durch Musik?

    Kann man durch. Musik weniger Angst haben?

    Ebenfalls eine hervorzuhebende Entwicklung bei den Kindern, die selbst musizierten: Sie waren sich am Ende des Studienzeitraums sicher, nun allgemeine Ängste besser abbauen zu können. Die Entstehung von Phobien kann somit also mit Hilfe von Musik besser in den Griff bekommen werden.

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    Die Effekte von Musik bei Erwachsenen

    War die sogenannte „Bastian-Studie“ lange die Referenz schlechthin, wenn es um Musik und die Gesundheit ging, haben sich inzwischen weitere aussagekräftige Studien eingereiht.

    Besonders spannend ist, dass es in diesen nun nicht mehr um Kinder und das Musizieren ging. Stattdessen befassten sich die Studien mit den Auswirkungen von Musik auf die Gesundheit von Erwachsenen.

    Eine einzige Studie wiederum, die kürzlich im Fachmagazin „Journal of the American Medical Association Network Open“ publiziert wurde, untersuchte 26 Studien rund ums Thema Musik aus verschiedenen Ländern. Die Studie trägt den Titel „Association of Music Interventions With Health-Related Quality of Life“ (etwa: „Verbindung von Musikinterventionen mit gesundheitsbezogener Lebensqualität“).

    Sieben der in dieser Meta-Analyse untersuchten Forschungen befassten sich mit Musiktherapie, zehn befassten sich mit der Wirkung des Musikhörens. Weitere acht nahmen das Singen in den Fokus und eine vereinzelte Studie untersuchte die Wirkung von Gospelmusik. Ob die Studienteilnehmer selbst musizierten oder lediglich Musik hörten, wirkte sich auf die Ergebnisse der Studien kaum unterschiedlich aus.

    Ergebnisse

    Diese Ergebnisse zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie erstmals quantitativ nachweisen konnte, dass Musikinterventionen die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Erwachsenen deutlich steigern kann.

    Diese Steigerung kann als „klinisch signifikant“ bezeichnet werden – das bedeutet, dass damit wissenschaftlich erwiesen ist, dass Musik der Gesundheit zuträglich ist. Und das gilt für die körperliche wie geistige Gesundheit.

    Menschen, die Musik hören oder machen, verfügen nach Aussage der Studie häufig über ein höheres Energielevel und fühlen sich vitaler. Selbst der soziale Umgang miteinander kann auch bei Erwachsenen durch Musik noch positiv beeinflusst werden.

    Die Effekte der Musik konnten im Rahmen der Analyse zudem mit anderen Aktivitäten oder Einflüssen verglichen werden. Dabei wurde festgestellt, dass Musik ungefähr halb so viele positive Effekte auf die Gesundheit hat wie Sport oder Bewegung im Allgemeinen.

    So können die Effekte von ihrer Intensität durchaus mit jenen einer Gewichtsreduktion auf eine Stufe gestellt werden. Allerdings ist hier zu betonen, dass die Auswirkungen der Musik auf Menschen deutlich individueller ausfallen als die Auswirkungen von Sport.

    Während Sport im Grunde pauschal jedem Menschen empfohlen werden kann und man davon ausgehen kann, dass die Bewegung sich immer positiv auswirkt, trifft das auf Musik nicht zu. Bei vielen Menschen zeigen sich gesundheitliche Verbesserungen durch Musik, bei anderen allerdings nicht unbedingt.

    Musiktherapie für ältere Menschen

    Musiktherapie für ältere Menschen

    Musik hilft Kindern, Menschen mittleren Alters und sogar den Ältesten unserer Gesellschaft. So wird sie bei letzterer Gruppe immer wieder auch therapeutisch eingesetzt, um die Gesundheit in verschiedener Weise zu fördern.

    In der Pflege beispielsweise setzt man schon lange auf Bewegungstraining. Gymnastikübungen sind dabei ein zentraler Baustein der Maßnahmen. Als Motivation für das Training – selbst oder gerade auch im Sitzen – kann dabei rhythmische Musik dienen, die zum Bewegen, Drehen und Tanzen animiert. Kommen dann noch weitere Hilfsmittel wie Tücher oder Ballone hinzu, entsteht eine besonders motivierende Mischung zur Bewegung.

    Doch bei der Bewegung hören die positiven Effekte der Musik auf alte Menschen nicht auf. Vielmehr wird Musik als therapeutische Maßnahme im Alter auch immer wieder genutzt, um eine Atmosphäre zu schaffen, in deren Zentrum die Begegnung mit anderen Personen steht.

    Egal, ob „am Sterbebett oder in der Gruppe im Seniorenheim kann ein sensibles Verständnis für Raum, Resonanz, Empathie und Offenheit den Musiktherapeuten zu einem Beziehungspartner werden lassen. […] Die Musik unterstützt […], sie vermag eine ‚biographische Zeitlosigkeit‘ herzustellen – durch die Emotionalität werden mühelos Lebensphasen überwunden und wohltuende stabile Elemente erlebt.“

    Viele ältere Menschen haben Schwierigkeiten, ihre geistigen Leiden oder negativen Gedanken auszudrücken und sich verständlich zu machen. Hier kann Musiktherapie ansetzen, um verbal, aber genauso auch nonverbal geschildertes Leid zu verstehen.

    Seien es Verlusterfahrungen, Abschied, Trauer oder das Sterben – die Musiktherapie schafft einen Raum, in dem sich Menschen ausdrücken und ausprobieren können und mitunter Antworten auf große und schwere Fragen finden.

    Gerade, wenn die gesprochene Sprache im Alter zum Problem wird, kann Musik das Mittel schlechthin sein, Kommunikation zu betreiben, sich mitzuteilen und gleichzeitig auch, Dinge zu verstehen, denen sonst schwer zu folgen wäre.

    Kann Musik Leben retten?

    Möglichkeiten und Grenzen der Musik

    Die Frage, ob Musik Leben retten kann, ist sicherlich etwas reißerisch formuliert.

    Ganz irrelevant ist sie für die Medizin und die Forschung jedoch nicht, umfasst die Formulierung „Leben retten“ doch mehr als man im ersten Moment meinen mag.

    Zunächst einmal denke man an die vielen Menschen, von denen man immer wieder hört, welche Lieder oder Bands sie durch eine schwere Zeit begleitet haben. Menschen finden Trost in der Musik, fühlen sich verstanden und weniger einsam. Derlei therapeutische Wirkung kann durchaus dabei helfen, aus Lebenskrisen zu kommen und mitunter gar zu verhindern, dass Menschen psychisch erkranken oder sich sozial isolieren.

    Abgesehen davon allerdings ist auch die klinische Forschung derzeit an einem Punkt, an dem sie nicht ausschließt, dass Musik direkt auch vor schweren Krankheiten schützen kann – und das, unabhängig von bereits Beschriebenem.

    So vernuten die Forscher der oben genannten, zusammenfassenden „Meta-Studie“, dass Musik mitunter gar das Risiko für nicht übertragbare Krankheiten verringern könnte. Genannt werden dabei Herzkrankheiten und sogar Krebs.

    Schaut man sich etwa den Sport an, so lässt sich feststellen, dass jeder 12. Todesfall durch körperliche Bewegung verhindert werden kann. Geht man nun davon aus, dass Musik halb so viel positive Effekte auf die Gesundheit hat, könnte sie vielleicht jeden 24. Todesfall verhindern.

    Mitunter könnte man Musik hierfür zielgerichtet nutzen und in Therapien einsetzen, um die Leben unzähliger Menschen weltweit zu verlängern. Allerdings befindet sich die Forschung rund um das Thema noch in einem sehr frühen Stadium, weshalb es noch einige Jahre dauern könnte, bis man hier genaue Aussagen treffen kann.

    Dennoch steht fest: Musik bereichert unser Leben und macht uns nicht nur subjektiv glücklicher und energiegeladener.

    Sie steigert vielmehr tatsächlich die Gesundheit und sollte daher bestenfalls bis ins hohe Alter selbst gemacht oder zumindest regelmäßig konsumiert werden.

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    Matthias Wiesmeier

    Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.

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    Autor und Überprüfung:

    Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann

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