Was sind häufige Auslöser von Bindungsangst?

Martin Schirmer hat Psychologie studiert und ist Beziehungsberater. Bindung ist sein Thema: Martin betreibt die Queere Plattform Schwule-Beziehung.de, gibt Kusstipps für Teenager und verkuppelt Singles bei der Flirt University, so dass glückliche Beziehungen entstehen. Er hilft Paaren wieder mehr Leidenschaft und eine intensivere Bindung in ihr Liebesleben zu bekommen.

Wir freuen uns einen Artikel von Martin Schirmer über das Thema Bindungsangst, die Auslöser, Anzeichen und Tipps zur Überwindung,  präsentieren zu können. 

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    Was ist eine Bindungsangst?

    Aufklärung über die Angst davor, sich zu binden

    Du vermutest, du könntest an Bindungsangst leiden? Wenn du merkst, dass es ernst wird mit deinem Partner oder deiner Partnerin, hast du immer das Bedürfnis dich zurückzuziehen? 

    Vielleicht ist dir aber auch bei deinem Partner aufgefallen, dass dieser sich immer mehr von dir abkapselt

    Die Bindungsangst kann unterschiedliche Folgen haben. Sie kann dazu führen, dass du generell keine Beziehungen eingehst – muss sie aber nicht. Menschen mit Bindungsangst, die in Beziehungen sind, beeinflussen durch ihr Verhalten die Beziehung oft so, dass diese zum Scheitern verurteilt ist. 

    Anzeichen bei Männern und Frauen

    Wie macht sich die Bindungsangst bemerkbar?

    Wodurch genau zeichnet sich eine Bindungsangst aus und wie kannst du diese bei dir oder anderen erkennen? Wir gehen ins Detail und beschreiben die Anzeichen der Bindungsangst.

    Bindungsangst im Sozialleben:

    Bei vielen Menschen hat die Bindungsangst nicht nur Auswirkungen auf ihr Liebesleben, sondern auch auf ihre Beziehungen mit den Menschen in ihrem Umfeld, also ihren Freundinnen und der Familie. 

    Betroffene haben oft ein geringes Selbstvertrauen in Bezug auf ihre sozialen Kontakte. Sie fürchten etwas falsch zu machen und dadurch die andere Person zu verlieren. Aus dieser Angst heraus vermeiden sie oft jegliche Bindung. 

    Betroffene halten Freundinnen und Freunden emotional auf Distanz. Es ist ihnen unangenehm, wenn diese ihnen näher kommen und sie länger Zeit mit ihnen verbringen müssen. Sie haben dann schnell den Wunsch, wieder für sich zu sein. 

    Sich unter guten Freunden umarmen, stundenlang miteinander über die Marotten des Ex lästern oder gemeinsam in ein Ferienhaus in den Urlaub fahren. Für Menschen mit Bindungsangst ist das oft eine anstrengende und unangenehme Vorstellung.

    Symptome in der Liebe

    Ursachen der Bindungsangst

    Was löst eine Bindungsangst aus?

    Die Psychologie vermutet, dass viele Bindungsängste vom Bindungsmuster in der Kindheit oder vergangenen Enttäuschungen herrühren. Schon viele Kleinkinder vermeiden Bindungen und haben Schwierigkeiten ihre Gefühle auszudrücken. 

    Dies liegt häufig darin begründet, dass die Eltern und vor allem die Mütter ihnen in entscheidenden Situationen keine Sicherheit durch körperliche Nähe gegeben haben. 

    Oft ist den Müttern körperliche Nähe selbst unangenehm. Viele Betroffene haben in ihren Kindheit bei ihren Eltern zudem nicht erlebt, was es heißt, eine glückliche Partnerschaft zu führen. 

    Angst die Freiheit in einer Beziehung zu verlieren?

    Oft besteht auch die Angst, durch eine Beziehung die eigene Freiheit zu verlieren. Viele Betroffene haben schon mal Erfahrung mit großer Eifersucht ihrer Partnerin oder ihres Partners gemacht und möchten daher unter keinen Umständen nochmal in eine solche Situation geraten.

    Angst vor Ablehnung?

    Eine weitere häufige Ursache für Bindungsangst ist die Furcht vor Ablehnung. Wer früher in Beziehungen enttäuscht wurde, versucht oft zu verhindern, diesen Schmerz wieder erleben zu müssen. Deshalb lassen sich Betroffene dann gar nicht mehr auf enge Bindungen ein. Sie unternehmen alles, um schlechte Gefühle schon im Vorhinein zu vermeiden.

    Neigung zu Depressionen möglich...

    Wer länger Bindungsängste besitzt, kann auf Dauer an Depressionen erkranken. Da Menschen mit einer Bindungsangst oft keine erfüllenden Beziehungen haben, fehlt bei ihnen langfristig das Gefühl, sozial verankert zu sein. Da erfüllende Beziehungen eines der Grundbedürfnisse des Menschen sind, fühlen sie sich einsam. 

    Beziehungsunfähig oder nicht verliebt?

    Bist du beziehungsunfähig oder einfach nicht verliebt?

    Manche Menschen entscheiden sich auch aus guten Gründen gegen eine Beziehung. Sie sehen keinen Vorteil in Beziehungen, sind vielleicht lieber für sich und gehen allein durchs Leben.

    Wenn du herausfinden möchtest, ob du generell nicht beziehungsfähig bist oder ob dein Partner/deine Partnerin einfach nicht die Richtige ist, solltest du ehrlich zu dir selbst sein.

    Oft finden wir eine Person menschlich ansprechend, aber es fehlt das gewisse etwas. Wir wollen uns nicht an sie binden, weil wir uns romantisch nicht angezogen fühlen. Das ist völlig normal. Wenn für dich die Nachteile einer Beziehung überwiegen würden, ist es sinnvoll, keine Beziehung einzugehen. Das ist keine Bindungsangst.

    Erst wenn du generell nicht bereit bist, dich auf Beziehungen einzulassen, würde man von Bindungsangst sprechen. Menschen mit Bindungsangst suchen sich zudem oft Partnerinnen oder Partner, die nicht erreichbar für sie sind und selbst Beziehungen vermeiden. So müssen sie selbst keine Bindung eingehen. 

    Die gesellschaftliche Komponente

    Seit vielen Jahren gibt es in der Gesellschaft einen Trend, sich immer weniger festzulegen, was feste Partnerschaften angeht. So sinkt die Zahl der Ehen seit Jahrzehnten, wenngleich auch in den letzten Jahren eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau zu beobachten ist. 

    Durch die zunehmende Digitalisierung und Dating Apps ist der Markt an potenziellen Partnern schier unbegrenzt. Deshalb fällt es uns immer schwerer uns festzulegen. Hinter der nächsten Ecke könnte ja eine noch bessere Alternative warten. Diese wollen wir auf gar keinen Fall verpassen. 

    Wir wollen unsere Ressourcen wie Zeit und Energie nicht in „die falsche Person stecken.“ Bevor wir uns für die falsche Person entscheiden, entscheiden wir uns lieber gar nicht.

    Zusammenhang mit Depression

    Vielleicht befürchtest du es könnte sich bei deiner Bindungsangst um eine psychische Störung handeln, die therapiert werden muss? Tatsächlich ist die Bindungsangst  Bestandteil des Katalogs der psychischen Erkrankungen (ICD/ DCM). Demnach handelt es sich bei der Bindungsangst nicht um eine therapiebedürftige psychische Erkrankung. 

    Wenn du trotzdem einen hohen Leidensdruck aufgrund deiner Angst vor sozialen Kontakten hast, kann es trotzdem ratsam sein, psychologische Hilfe zu Rate zu ziehen.

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    Bindungsangst überwinden

    Was kann ich tun, um meine Bindungsangst zu überwinden?

    Es ist wichtig zu verstehen, dass deine Bindungsangst nur so lange Macht über dich hat, wie du sie ignorierst und verleugnest. Der erste Schritt zur Veränderung ist die Bindungsangst zu erkennen und sich ihrer Ursachen und Auswirkungen bewusst zu werden. 

    Bindungsangst zu überwinden kostet Zeit

    Wichtig ist, dass du dir von nun an die Möglichkeit gibst, andere Erfahrungen zu machen und eine neue Perspektive auf deine Beziehungen gewinnst. 

    Mache dir klar, dass es auch Partner gibt, die ein ähnliches Bedürfnis nach Nähe haben wie du. In Zukunft geht es darum, dass du bei der Partnerwahl bewusst darauf achtest, nicht mehr an Menschen zu geraten, die dich zu schnell mit Liebe überschütten und so deinen inneren Fluchtreflex auslösen. 

    Diese Menschen sind häufig verzweifelt auf der Suche nach Erfüllung in ihrem Leben und stürzen sich daher regelrecht in Beziehungen. Sie sind verzweifelt auf der Suche nach jemandem, der ihnen das Gefühl gibt liebenswert zu sein und verletzen dabei dein Bedürfnis nach Freiheit. Sie suchen etwas, das du ihnen nicht geben kannst und nicht geben möchtest: Permanente Aufmerksamkeit.

    Es ist also hilfreich bei der Partnersuche von Beginn an darauf zu achten, dass die andere Person ein ähnliches Bedürfnis nach Nähe und Distanz hat wie du. Dann machst du häufiger positive Erfahrungen beim Daten. So wirst du dich systematisch von deiner Bindungsangst desensibilisieren und dich auch wieder leichter öffnen können.

    Autoren und Gestaltung:

    Gastautor: Martin Schirmer

    Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier

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