Angst vor Unfruchtbarkeit
Der Wunsch nach eigenen Kindern ist ein sensibler Punkt in vielen Beziehungen. Wenn es trotz verstärkter Bemühungen nicht klappt mit dem Nachwuchs, dann kommt langsam die Angst vor Sterilität, also die Angst vor Unfruchtbarkeit hoch. Diese Angst kann enorm belastend sein.
Welche unterschiedlichen Gründe gibt es eigentlich, dass man nicht schwanger werden kann? Wie sieht der Stand der Dinge in Sachen medizinischer Abhilfe aus? Und wie lässt sich die Angst vor Sterilität selbst am besten behandeln?
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 7. Juni 2023
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Was bedeutet Sterilität?
Auf dem Weg zum Wunschkind warten viele unterschiedliche Hürden. Die Sterilität oder auch Unfruchtbarkeit ist eine davon.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt eine Sterilität dann vor, wenn es trotz regelmäßigem und ungeschütztem Sex innerhalb eines Jahres mit einer Schwangerschaft nicht klappt.
Ob die Sterilität den Mann oder die Frau betrifft, ist dabei völlig nebensächlich und kommt entsprechend in der Definition nicht vor. Eine Unfruchtbarkeit bzw. Sterilität des Mannes wird übrigens auch als Zeugungsunfähigkeit bezeichnet.
Global gesehen hat ungefähr jedes sechste Paar Probleme, innerhalb des ersten Jahres nach der Entscheidung für eigenen Nachwuchs ein Kind zu zeugen. (Quelle)
Angst vor Sterilität reduzieren
Sterilität ist ein sehr heikles Thema in Paarbeziehungen. Eines, das zur großen Belastungs- und Zerreißprobe werden kann. Viele Menschen sehen eine Beziehung als „unvollendet“ an, wenn daraus keine Kinder entstehen. Entsprechend groß ist deshalb die Angst vor Sterilität bzw. die Angst davor, nicht schwanger werden zu können.
Sollten Sie bemerken, dass dieses Thema oder diese Angst einen immer größeren Platz im Alltag einnimmt, dann können Sie das Gespräch mit Experten suchen.
Zunächst einmal mit Fachärzten, um alle Behandlungs- und Therapieoptionen zu erläutern bzw. Untersuchungen in die Wege zu leiten, die zeigen sollen, ob tatsächlich eine Sterilität vorliegt oder nicht.
Ebenfalls von großer Wichtigkeit ist ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten. Entweder in Einzelsitzungen oder als Paar. Über das Internet lassen sich Therapeuten in der Nähe finden. Wer eine Online Beratung bevorzugt, kann den entsprechenden Therapeuten auch nach dieser Möglichkeit fragen.
Für alle, die sich vor dem Arztbesuch fürchten, haben wir in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel nützliche Tipps zur Überwindung von Ängsten und Schamgefühlen zusammengestellt.
Unfruchtbarkeit erkennen
Bei der Beschäftigung mit Symptomen für Unfruchtbarkeit muss, wie überall in diesem Themenbereich, zwischen Mann und Frau unterschieden werden.
In beiden Fällen ist es aber schwierig, weil die Anzeichen sehr unspezifisch sind und nicht ohne Weiteres einer Sterilität zugeordnet werden können. Tatsächlich abklären kann eine Unfruchtbarkeit final nur ein Arzt.
- Chronische Schmerzen im Unterbauch
- Stark ausgeprägte Regelschmerzen (Dysmenorrhoe)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Lange und starke Monatsblutungen (Hypermenorrhoe)
- Schwache Monatsblutungen (Hypomenorrhoe)
- Zwischenblutungen (Metorrhagie)
- Fehlgeburten
- Flüssigkeitsaustritt aus der Brust (Galaktrorrohe)
- Übermäßige Behaarung (= Zeichen für zu viele männliche Hormone)
- Erektionsprobleme
- Gewichtszu- oder Abnahme
- Hodenschwellung
- Schmerzen beim Wasserlassen als Anzeichen einer Infektion (= Risikofaktor für Zeugungsunfähigkeit)
Hinweis: Abgesehen von diesen eher vagen Symptomen macht sich eine Sterilität beim Mann nicht auf körperliche Art bemerkbar.
Gründe für Unfruchtbarkeit
- Die Ursachen für eine mögliche Unfruchtbarkeit sind bei Mann und Frau großteils ident.
Natürlich existieren biologische Unterschiede, die zugrunde liegenden Prinzipien gleichen sich allerdings schon sehr stark. Im folgenden betrachten wir die möglichen Auslöser und Gründe für eine Unfruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern.
Liste der Gründe für Sterilität
Grundsätzlich ist ein ungesunder Lebensstil (Übergewicht, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung, …) schlecht für die Fruchtbarkeit. Dasselbe gilt für den übermäßigen und langfristigen Missbrauch von Alkohol, Nikotin und anderen Rausch- bzw. Genussmitteln.
Die Einnahme bestimmter Medikamente oder Anabolika kann ebenfalls ein Grund für Sterilität sein. Dazu kommt eine lange Liste an allgemeinen Erkrankungen, die zwar nicht direkt eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben, diese aber auf jeden Fall mit verursachen können (Krebs, Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberzirrhose etc.).
Zunehmendes Alter
Ab dem 30. Lebensjahr steigt bei Frauen die Gefahr einer Unfruchtbarkeit. Mit fortschreitendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres schwanger zu werden. Grund dafür sind die schlechter werdende Qualität und Anzahl der Eizellen. Gleichzeitig erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, Fehlgeburten und Chromosomenschäden.
Beim Mann nehmen die Spermienmenge und deren Qualität ungefähr ab dem 40. Lebensjahr merklich ab.
Gestörter Hormonhaushalt:
Ist der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht, kann das bei Frauen dazu führen, dass zu wenig oder gar keine Eizellen produziert werden, der Eisprung nicht stattfindet, keine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird oder der Zervixschleim im Gebärmutterhals eine ungünstige Konsistenz aufweist.
Mann können sich ein Testosteronmangel sowie Störungen der Schild- bzw. Hirnanhangdrüse negativ auswirken.
Organische Ursachen:
Verklebte, verschlossene oder vernarbte Eileiter verursachen bei Frauen oft Probleme auf dem Weg zur Schwangerschaft. Als Auslöser kommen dafür etwa Entzündungen, Infektionen, Verwachsungen nach Operationen, Eierstockzysten oder eine Endometriose infrage.
Entzündungen und Verklebungen kann es auch in den Transportwegen der Spermien geben. Diese haben zur Folge, dass die Samenzellen den Körper des Mannes nach einer Ejakulation nicht verlassen können. Entstehen können diese Störungen durch Entzündungen, Infektionen, Operationen, zystische Fibrose, einen gestörten Harnblasenverschluss oder angeborene Fehlbildungen. Schäden am Hoden oder entsprechende Fehlstellungen beeinflussen die Spermienproduktion negativ. Gründe dafür können unter anderem sein: Entzündungen, Fehlbildungen, Operationen, Verletzungen, Hormonmangel, Krampfadern, genetische Anomalien oder Tumorerkrankungen.
Genetischer Defekt:
Genetische Probleme führen bei Frauen zu Problemen bei der Zellteilung. Eine Eizelle kann so zwar befruchtet werden, sie nistet sich aber nicht in der Gebärmutter ein und entwickelt sich auch nicht weiter. Besitzen Frauen nur ein Geschlechtschromosom, sind sie ebenfalls unfruchtbar.
Selbst dann, wenn die Anzahl an Spermien grundsätzlich ausreichend wäre, können auch hier genetische Gründe eine Befruchtung verhindern. Betroffene Spermien schaffen es nicht durch den Gebärmutterschleim. Besitzt der Mann zwei X-Chromosomen und produziert daher zu wenig Testosteron, kann er keine Spermien bilden.
Immunologische Gründe:
Der eigene Organismus bildet Antikörper gegen die Eizelle oder die Spermien und macht dadurch eine erfolgreiche Befruchtung quasi unmöglich.
Stress oder Sexualstörung:
Ist körperlich alles in Ordnung, stellt sich aber dennoch keine Schwangerschaft ein, könnten psychische Probleme oder Stress ein Grund sein. Zwar gibt es weiterhin keinen klaren wissenschaftlichen Beweis für eine stressinduzierte Sterilität, allerdings können Anspannung und Ängste den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Der hat wiederum Einfluss auf die Eizellen- und Spermaproduktion. Sexualstörungen psychischer (Libidoverlust) und physischer Art (Schmerzen) beeinflussen das Sexleben negativ und erschweren eine erfolgreiche Fortpflanzung.
Zu häufiger Geschlechtsverkehr
Je häufiger Sie Geschlechtsverkehr haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine Befruchtung? Das ist nur teils aber nicht ganz korrekt. Zu viel Sex erhöht nicht die Chancen auf eine Schwangerschaft.
- Täglicher Sex ist eher kontraproduktiv, weil nicht ausreichend Ejakulat produziert werden kann.
- Die ideale Frequenz liegt bei Sex alle drei Tage.
Unfruchtbarkeit Behandlung
Der allerwichtigste Schritt bei der Behandlung einer Sterilität ist die Ermittlung der Gründe für die Unfruchtbarkeit. Erst wenn diese gefunden sind, kann eine zielgerichtete Therapie gestartet werden.
- Gespräch mit einem Experten
- Gynäkologische Untersuchung
- Ultraschall
- Abstrich
- Zyklusmonitoring
- Basaltemperaturkurve
- Hormonuntersuchung
- Eileiteruntersuchung
- Genetische Untersuchung
- Psychotherapie
- Arztgespräch
- Urologische Untersuchung
- Spermiogramm
- Ultraschalluntersuchung
- Messung des Hormonspiegels
- Hodenbiopsie
- Genetische Untersuchung
- Beurteilung von Behaarung und Körperbau
- Psychotherapie
Ausgehend von den Ergebnissen der Untersuchung bieten sich bei körperlichen Ursachen folgende Therapieformen – zur besseren Übersichtlichkeit erneut getrennt zwischen Frauen und Männern – an:
- Eizellenspende (möglich bis 45 Jahre)
- Hormontherapie (Gabe oder Hemmung)
- Medikamentöse Stimulation der Eierstöcke
- Einfrieren von Eizellen (Kryokonservierung)
- Chirurgischer Eingriff (zur Verbesserung der Eileiter-Durchlässigkeit)
- Chirurgischer Eingriff (zur Verbesserung der Samenleiter-Durchlässigkeit)
- Entfernung von Krampfadern
- Samenextraktion (aus Hoden oder Nebenhoden)
- Einfrieren der Samenzelle (Kryokonservierung)
- Medikamentöse Behandlung (Hormonpräparate, Antibiotika, Potenzmittel etc.)
Assistierte Reproduktionstechniken
Die ART (assistierte Reproduktionstechniken) fasst alles zusammen, was landläufig unter „künstlicher Befruchtung“ gemeint ist. Dabei gibt es vor allem die direkte Einbindung der Spermien in die Gebärmutter oder andere unterschiedliche künstliche Befruchtungsmethoden.
Die direkte Einbringung der Spermien in die Gebärmutter, den Gebärmutterhals oder die Eileiter.
Die Befruchtung findet im Labor statt.
Gleichzeitige Einbringung von Samen- und Eizellen in den Eileiter)
Eizellen reifen zunächst im Reagenzglas, erst dann erfolgen die Befruchtung und die Einbringung in den Eileiter
Injektion eines einzelnen Spermiums direkt in eine Eizelle. Wird im Reagenzglas vorgenommen.
Online Hilfe gegen Sterilität
Zwar gibt es mittlerweile ein enorm breites Online-Medizinangebot, zur Behandlung von Sterilität eignet sich dieses aber nur bedingt. Möglich ist eine Online-Behandlung auch nur bis zu dem Punkt, an dem ein körperlicher Eingriff nötig wird.
Wer den Besuch einer Arztpraxis zunächst vermeiden möchte, weil er entweder unter Arztphobie leidet oder die Zeit dafür nicht hat, der kann eine Online-Sprechstunde in Anspruch nehmen. Wie in einer „echten“ Praxis auch, unterhalten sich Betroffene dabei mit Experten und können gemeinsam das Problem von allen möglichen Seiten beleuchten.
Online-Kliniken bieten heute einen schnellen und diskreten Versand verschiedenster Präparate. Egal ob Potenzmittel oder Hormonpräparate, mit ein paar wenigen Klicks (und selbstverständlich nach ärztlicher Kontrolle) finden Sie das gesuchte Medikament und können sich entweder ein Rezept dafür oder gleich das Präparat selbst per Expressdienst liefern lassen.
GoSpring ist beispielsweise ein Anbieter, der sich auf Männergesundheit spezialisiert hat. Beide Geschlechter werden bei Dokteronline behandelt. Dort sind auch Medikamente wie Clomifen verfügbar, welche der Frau dabei hilft den Eisprung auslösen zu können.
FAQ zur Sterilität
Sterilität oder Unfruchtbarkeit bezieht sich auf die Unfähigkeit eines Paares, auf natürlichem Weg schwanger zu werden oder eine Schwangerschaft zu einer lebenden Geburt zu führen, trotz regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs über einen bestimmten Zeitraum, meist 12 Monate.
Von einer Unfruchtbarkeit (Sterilität) ist dann die Rede, wenn ein Paar trotz regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr nach zwölf Monaten noch immer nicht schwanger ist. Ob die Sterilität die Frau oder den Mann betrifft, ist in diesem Zusammenhang irrelevant.
Medizinisch gesehen wird zwischen drei Arten von Sterilität unterschieden.
- Primäre Sterilität: Keine Schwangerschaft oder Kindeszeugung trotz ungeschütztem Sex.
- Sekundäre Sterilität: Keine weitere Schwangerschaft nach erfolgreicher Geburt.
- Idiopathische Sterilität: Unfruchtbarkeit, für die es trotz eingehender Untersuchungen keine Erklärung gibt.
Die Ursachen für Sterilität können bei Männern oder Frauen liegen und beinhalten hormonelle Störungen, Verklebungen der Eileiter, Spermienproduktionsprobleme, Gebärmutterprobleme, genetische Faktoren, Umweltfaktoren oder Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder Übergewicht.
Eine eindeutige wissenschaftliche Antwort auf diese Frage gibt es noch nicht. Entsprechende Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Allerdings können Stress, Ängste und Phobien können unseren Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und der hat wiederum Einfluss auf die für eine Schwangerschaft wichtigen Abläufe in unserem Körper.
Als Folge kann sich eine temporäre Sterilität einstellen. Werden die auslösenden Ängste behandelt, normalisieren sich die Werte und die Fruchtbarkeit kehrt zurück.
Die Unfruchtbarkeit lässt sich. durch die Hilfe von Ärzten in vielen Fällen behandeln und beheben. Bevor Betroffene an chirurgische Eingriffe oder medikamentöse Behandlungen denken, sollten sie zunächst einmal im Alltag ansetzen.
Ein gesünderer Lebensstil minimiert die Gefahr einer vorübergehenden Sterilität doch drastisch. Besonders wichtig sind dabei viel körperliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung sowie der weitestgehende Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol oder Nikotin.
Es gibt keine spezifischen Nahrungsmittel, die bekanntermaßen Unfruchtbarkeit verursachen oder auslösen können. Allerdings kann eine schlechte Ernährung, die zu Fettleibigkeit und Übergewicht führt, das Risiko von Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen erhöhen.
Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Studie ergab, dass eine Ernährung mit hohem Anteil an zuckerhaltigen Getränken und Fast Food mit einem höheren Risiko für Unfruchtbarkeit bei Männern in Verbindung gebracht wurde.
Die Angst vor Sterilität kann sich in ständiger Sorge, Stress, Anspannung, Schlafstörungen, Depressionen oder dem Vermeiden von Schwangerschaftsgesprächen äußern.
Offene Kommunikation mit dem Partner, professionelle Beratung, Entspannungstechniken, Selbstfürsorge und das Setzen realistischer Erwartungen können helfen, die Angst vor Sterilität zu bewältigen.
Es wird empfohlen, einen Arzt aufzusuchen, wenn man nach einem Jahr regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs ohne Verhütungsmittel noch nicht schwanger geworden ist. Frauen über 35 oder Paare mit bekannten Fruchtbarkeitsproblemen sollten früher einen Arzt aufsuchen.
Die Angst vor Sterilität kann Stress verursachen, der wiederum die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Chronischer Stress kann hormonelle Veränderungen hervorrufen, die den Menstruationszyklus stören und die Spermienproduktion beeinflussen können. Zudem kann Stress zu Verhaltensänderungen führen, wie beispielsweise weniger Schlaf, ungesunde Ernährung oder erhöhten Alkohol- und Tabakkonsum, die alle eine negative Auswirkung auf die Fruchtbarkeit haben können.
Quellen:
- Was ist Unfruchtbarkeit? – frauenaerzte-im-netz.de
- Everything You Need to Know About Infertility – Healthline
- Sugar-sweetened beverage intake in relation to semen quality and reproductive hormone levels in young men – doi.org
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier