Angst vor Schluckauf
Schluckauf gilt als nervig, aber in den meisten Fällen harmlos und häufig wieder von alleine verschwunden. Doch manche Menschen leiden auch unter dauerhaften Schluckauf oder haben panische Angst davor einen Schluckauf zu bekommen. Die genauen Ursachen dafür sind bislang unklar, es gibt aber einige Faktoren, die seine Entstehung begünstigen.
Wir klären auf, wie es zu Schluckauf kommt und was dagegen hilft. Außerdem erklären wir gegen übersteigerte Angst vor einem Schluckauf hilft und wie sich Panikattacken während dem Schluckauf verhindern lassen.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 8. März 2023
Startseite » Krankheiten » Angst vor Schluckauf
Eine Reizung des Zwerchfellnervs ist häufiger Auslöser. Dazu kommt es beispielsweise bei hastigem Schlucken. Aber auch sehr kalte oder heiße Speisen und Getränke, Alkohol sowie Nikotin können diesen Reiz auslösen.
Bei einigen Betroffenen können Nervosität, Aufregung sowie Stress zu unregelmäßiger Atmung und damit zu Schluckauf führen.
Hört Schluckauf gar nicht auf, also wenn er über Stunden andauert, ist ein Arztbesuch ratsam. Auch bei gleichzeitig auftretenden anderen Beschwerden wie Sodbrennen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Schluckauf einfach erklärt
Bei Schluckauf (Singultus) handelt es sich um plötzlich auftretende Kontraktionen des Zwerchfells bei gleichzeitigem Verschluss der Stimmritze. Beim Einatmen entsteht dadurch das typische „Hicksen“.
Die Kontraktionen wiederholen sich in der Regel einige bis einige Dutzend Male und verschwinden ebenso plötzlich, wie sie erschienen sind.
In sehr seltenen Fällen ist Schluckauf das Anzeichen einer Erkrankung (z. B. einer Entzündung oder eines Tumors in Nähe des Zwerchfells).
Akuter Schluckauf tritt plötzlich auf und ist absolut unbedenklich. Er verschwindet in der Regel innerhalb weniger Minuten, eine medizinische Behandlung ist nicht erforderlich.
In sehr seltenen Fällen kann Schluckauf chronisch werden. Dann hält er länger als zwei Tage an. Eine konkrete Ursache für diesen idiopathischen chronischen Schluckauf ist trotz sorgfältiger ärztlicher Diagnostik oft nicht feststellbar. Chronischer Schluckauf ist für Betroffene unangenehm und belastend. Viele von ihnen leiden unter Müdigkeit und Erschöpfung sowie Schlaflosigkeit und entwickeln mitunter auch Depressionen.
Ursachen für Schluckauf
Bei einem Schluckauf verkrampft sich abrupt das Zwerchfell. Die Ritze zwischen den Stimmbändern schließt sich daraufhin reflexartig und Luft kann nicht mehr entweichen. Es baut sich ein Druck auf, welcher sich in Form des typischen Hicksens entlädt.
Für diesen Reflex des Zwerchfells sind der Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) und der Hirnnerv (Nervus vagus) verantwortlich. Beide reagieren auf äußere Reize empfindlich.
Als Auslöser kommen allgemeine Faktoren sowie bestimmte Erkrankungen infrage, die die Nerven oder das Zwerchfell direkt beeinflussen.
Auslöser für Schluckauf:
- hastiges Essen sowie Schlucken
- ein sehr voller Magen
- zu kalte oder zu heiße Speisen oder Getränke
- Getränke mit Kohlensäure
- Genussmittel wie Alkohol und Nikotin
- Aufregung, Anspannung, Angst oder Stress
- Schwangerschaft (Druck des Fötus gegen das Zwerchfell)
- Magenspiegelung, bei welcher Kehlkopf und die dort befindlichen Nerven gereizt werden
- bestimmte Medikamente (z. B. Kortisonpräparate, Beruhigungsmittel, Antiepileptika, Narkosemittel)
- Depressionen
Krankheiten als Ursache für Schluckauf:
- Refluxkrankheit (chronisches Sodbrennen)
- Schädigung des Zwerchfells (z. B. durch Zwerchfellbruch)
- Magen-Darm-Entzündung
- Magenschleimhautentzündung
- Speiseröhrenentzündung
- Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Rachen- und / oder Kehlkopfentzündung
- Rippenfellentzündung
- Herzbeutelentzündung
- Gehirnentzündung
- Hirnhautentzündung
- Magengeschwür
- Schilddrüsenüberfunktion
- Erkrankungen der Leber
- Diabetes mellitus und andere Stoffwechselstörungen
- Herzinfarkt oder Schlaganfall
- Multiple Sklerose
- Nierenfunktionsstörungen oder Nierenversagen
- vergrößerte Lymphknoten im Bauch- und Brustbereich
- Schädel-Hirn-Trauma, erhöhter Hirndruck, Hirnblutung
- Tumore in der Speiseröhre, im Magen, in der Lunge, der Prostata, im Gehirn oder im Hals sowie Ohr
Schluckauf bei Babys und Kindern
Vor allem Babys und Kleinkinder haben recht häufig mit Schluckauf zu kämpfen. Meist sogar öfter als Jugendliche und Erwachsene. Sogar im Mutterleib haben ungeborene Babys Schluckauf.
Bislang ist noch nicht abschließend geklärt, welche Ursachen diesem Schluckauf zugrunde liegen. Es wird vermutet, dass bei Babys Wasser oder Nahrung in die Lunge gerät und der Schluckauf wie ein Schutzreflex fungiert.
Weitere Vermutungen gehen dahin, dass zum einen das Atmungssystem damit trainiert wird und zum anderen nach der Nahrungsaufnahme Luft aus dem Magen des Säuglings transportiert werden soll.
Tipps gegen Schluckauf
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Tipps und Tricks, die dabei helfen sollen, Schluckauf möglichst schnell wieder loszuwerden. Welcher beim Einzelnen hilft, muss ausgetestet werden.
- Konzentration und/oder Luft anhalten gehören zu den effektivsten Tipps gegen Schluckauf.
Am effektivsten ist es sich stark auf eine Sache zu konzentrieren. Dabei wird an nichts anders als an diese eine Sache gedacht. Diese Aufgabe ähnelt auch dem „zählen“ oder dem „Luft anhalten“ wo sich gezielt auf das anhalten der Luft konzentriert wird.
Luft anhalten ist eine bekanntesten Methoden gegen Schluckauf. So kann sich der Zwerchfellnerv, welcher die Atemmuskulatur versorgt, entspannen.
Beim Atmen in eine Tüte wird in kohlendioxidreiche Luft hineingepustet und direkt wieder inhaliert. Dadurch steigt im Blut die Kohlendioxidkonzentration. Rezeptoren leiten dann die Information zum Gehirn und beruhigen auf diese Weise den Vagus-Nerv. Bei dieser Maßnahme sollte aber mit Bedacht vorgegangen werden. Ein zu langes Atmen in die Tüte kann zu Ohnmacht aufgrund von Sauerstoffmangel führen.
Es klingt seltsam, aber tatsächlich scheint es zu funktionieren. Beim Ziehen an der Zunge wird der Vagus-Nerv, also der längste Hirnnerv (Verlauf vom Gehirn bis in den Bauchraum) gereizt. Bei Stimulierung wirkt dieser Nerv beruhigend. Er steuert unter anderem die Motorik des Kehlkopfes, des Rachens sowie der oberen Speiseröhre und die Reflexe der inneren Organe im Brust- sowie Bauchraum.
Wird ein Glas Wasser mit geschlossener Nase in großen Schlucken getrunken, ist kein Atmen möglich und die Kohlendioxidkonzentration im Blut steigt. Dieser Anstieg wird von speziellen Chemorezeptoren registriert und an das Gehirn weitergeleitet. Der Vagus-Nerv im Gehirn beruhigt sich, gleichzeitig kommt es auch zu einer Beruhigung des Phrenicus-Nervs.
Durch den Vagus-Nerv werden auch im Rachen die Muskeln versorgt. Durch das Lutschen eines Bonbons – unabhängig vom Geschmack – wird der Nerv abgelenkt und der Schluckauf verschwindet.
Die Methode des Erschreckens zielt auf die direkte Beeinflussung von Hirnimpulsen im Vagus-Nerv ab. Das Ziel: Es soll vom Schluckauf abgelenkt werden und eine Beruhigung stattfinden. Sich gegen Schluckauf erschrecken zu lassen, scheint allerdings nicht immer zu funktionieren.
Wird die Zunge für einige Atemzüge lang nach hinten in den Gaumen gerollt, verstärkt dies die Atmung über den Bauch. Dies wirkt beruhigend und lässt den Schluckauf zurückgehen.
Beim Gurgeln mit Wasser wird die Atmung unterbrochen und die Kohlendioxidkonzentration im Blut erhöht. Außerdem kommt es in der hinteren Rachenwand zu einer Reizung des Vagus-Nervs. Beides beruhigt und lässt den Schluckauf verschwinden.
Das Essen von Zucker lenkt das Gehirn vom Schluckreiz ab. In einer kleineren Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, konnte festgestellt werden, dass durch das Schlucken eines Löffels Zucker bei 19 von 20 Probanden der Schluckauf beendet wurde. (Quelle)
Ganz egal, ob bis 100 oder rückwärts: Durch das Zählen werden Hirnimpulse abgelenkt, was zum Verschwinden des Schluckaufs beiträgt.
Kitzeln lassen, Luft anhalten, nicht lachen – dabei hat der Körper viel zu tun. Durch diese Methode lässt sich der Schluckauf in dreierlei Hinsicht bekämpfen: Der Vagus-Nerv wird stimuliert, die Kohlendioxidkonzentration erhöht sich und das Gehirn wird abgelenkt.
Bei dieser Maßnahme wird mit den Daumen auf die Nasenflügel gedrückt und gleichzeitig mit den Zeigefingern die Ohren zugehalten. Außerdem muss 13 mal geschluckt werden. Zum einen ist dies eine Ablenkung, zum anderen wird durch Nase und Ohr der Vagus-Nerv gereizt, was beruhigend wirkt.
Diese Methode ist recht drastisch und nur in wirklich schweren Fällen ratsam. Durch Auslösen des Brechreizes wird dabei der Vagus-Nerv stimuliert.
Schluckauf vorbeugen
In vielen Fällen kann ein Schluckauf verhindert werden, wenn man seine Lebensgewohnheiten zum Teil verändert. Wenn Sie also bemerken, dass einige Ihrer Verhaltensweisen zu einem Schluckauf führen, so könnten diese einfachen Vorbeugemaßnahmen hilfreich sein:
- Beim Essen kleinere Portionen zu sich nehmen
- Langsamer essen
- Scharfe oder sehr würzige Speisen vermeiden
- Weniger Alkohol trinken
- Keine kohlensäurehaltigen Getränke zu sich nehmen
- Kalte Füße vermeiden
- Entspannungstechniken wie zum Beispiel richtiges Atmen oder Meditation ausprobieren, um Stress zu reduzieren
Auch Entspannungstechniken wie zum Beispiel richtiges Atmen oder Meditation können Stress reduzieren und damit potenziellen Schluckauf vorbeugen.
Zusätzlich dazu kann die psychische Stabilität durch eine entspannte und ausgewogene Lebensweise noch gefördert werden, sodass ein Schluckauf dann auch seltener auftritt. Psychische Faktoren spielen nämlich als möglicher Verursacher eine nicht unwesentliche Rolle, sodass Sie plötzliche Aufregung, heftiges Erschrecken oder auch Stress möglichst vermeiden sollten.
Wann zum Arzt bei Schluckauf?
Schluckauf ist in der Regel harmlos und lediglich sehr lästig. In bestimmten Situationen empfiehlt sich allerdings trotzdem der Gang zum Arzt:
- der Schluckauf tritt sehr häufig oder aber häufiger als bisher auf
- der Schluckauf zieht sich über einen längeren Zeitraum (z. B. mehr als einen Tag) hin
- es kommt neben dem häufigen oder anhaltenden Schluckauf zu weiteren Symptomen wie Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit oder Gelbsucht
- treten zusätzlich zum Schluckauf Müdigkeit, Gewichtsverlust oder Schwellungen im Halsbereich auf, sind dies ebenfalls Warnzeichen.
Sollte ein akuter Schluckauf mit Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Sprach- und/oder Sehstörungen sowie Lähmungserscheinungen einhergehen, könnte dies auf ein neurologisches Problem hinweisen. Dabei handelt es sich um einen Notfall und es sollte sofort der Notruf gewählt werden.
Angst und Panik bei Schluckauf
Manche Menschen leiden unter starker Angst vor einem Schluckauf, meist dann, wenn der Schluckauf chronisch ist und nicht wieder schnell verschwindet.
Auch Schmerzen durch den Schluckauf können zu einer verstärken Angst vor einem potenziellen Schluckauf führen. Werden die Schmerzen stärker oder der Schluckauf verschwindet nicht, geraten manche Betroffene sogar in Panikattacken und Angstzuständen. Die Angst betrifft Gedanken, das der Schluckauf womöglich noch länger bleibt oder sogar für immer anhalten könnte.
Meistens treten bei einer Angst vor Schluckauf Symptome wie Schwitzen, Kurzatmigkeit, ein trockenes Mundgefühl, Herzrasen oder Bluthochdruck auf.
Häufig spielt hierbei auch die unbegründete Angst vor der Angst eine Rolle. Auch wenn der Schluckauf noch gar nicht präsent ist, haben Betroffene bereits Angst vor Situationen in denen ein Schluckauf entstehen könnte. Dies betriff z.B. hektische Stresssituationen oder schnelles trinken.
Gegen die Ängste helfen vorbeugende Maßnahmen gegen Schluckauf (Tipps von oben) oder auch das erlernen von Atemtechniken um nicht in Panik zu verfallen. Schließlich können auch ausführliche Gespräche mit Therapeuten helfen und zukünftige Panikattacken verhindern.
In schweren Fällen einer besonders ausgeprägten Angst vor Schluckauf, kann auch eine Verhaltenstherapie oder eine Gesprächstherapie hilfreich sein. Im Notfall können auch Medikamente helfen, die das zentrale Nervensystem beeinflussen.
Wer seine Angst vor einem Schluckauf nicht selbst bewältigen kann, hat auch die Möglichkeit, sich an einen Therapeuten zu wenden. Als effektiv hat sich hier eine Gesprächstherapie erwiesen, bei der man mit einer ausgebildeten Fachkraft über sein Verhalten, seine Gefühle und Gedanken sprechen kann. Durch die Therapie können Verhaltensmuster erkannt und verändert werden und man lernt auf diese Weise, sich selbst besser zu verstehen.
Um mit einem geeigneten Therapeuten über die Angstzustände sprechen zu können, empfehlen wir die Google Suche. Auf Nachfrage können manche Therapeuten eventuell auch eine Online Beratung anbieten. Online Psychologen können wir zum aktuellen Zeitpunkt leider nicht empfehlen.
Hilfe gegen Schluckauf
Ein akuter Schluckauf hat in der Regel keinerlei Krankheitswert und muss daher auch nicht behandelt werden. Anders sieht dies bei chronischem Schluckauf aus.
Da einem chronischen Schluckauf meist eine Erkrankung zugrunde liegt, ist es wichtig, zunächst diese zu behandeln. Die Medikation ist dabei abhängig von der Ursache und wird vom Arzt festgelegt.
Kann keine Ursache für den chronischen Schluckauf festgestellt werden, ist dennoch eine medikamentöse Therapie möglich.
Ergänzend oder auch alternativ erweisen sich ein Atemtraining sowie eine Verhaltenstherapie oft als wirkungsvoll. Betroffene lernen dabei nicht nur Techniken im Umgang mit akut auftretendem Schluckauf, sondern auch, wie sie diesem vorbeugen können.
Bestimmte Entspannungstechniken helfen ebenfalls, das Zwerchfell während eines Schluckaufs wieder zu beruhigen.
Hilfe finden bei Schluckauf
Tritt der Schluckauf regelmäßig auf, hält der Schluckauf länger als nur einige Minuten an oder wird von anderen Beschwerden begleitet, ist ein Arztbesuch ratsam.
Schließlich ist andauernder Schluckauf eine enorme Belastung und kann schlimmstenfalls zu Schlafstörungen und Depressionen führen.
Betroffene sollten sich also nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen. Unsere praktischen Tipps in unserem Selbsthilfe Ratgeber Artikel können Ihnen helfen, die Angst vor Ärzten zu überwinden und einen wichtigen Schritt in Richtung Ihrer Gesundheit zu machen.
Quellen:
- Granulated Sugar as Treatment for Hiccups in Conscious Patients – pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Hiccups in the Neuro-Critical Care Unit: A Symptom Less Studied? – jmrionline.com
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier