Angst vor Migräne
Migräne äußert sich in Form von meist einseitigen starken Kopfschmerzen. Sogenannte Aura-Symptome (neurologische Symptome wie Sehstörungen) kündigen Migräneanfälle manchmal an.
Wir klären in verständlicher Sprache auf, welche Formen der Migräne es gibt, wie sie sich konkret äußert und was Sie Vorbeugend gegen großer Angst vor einer Migräne tun können.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 29. November 2023
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Migräne einfach erklärt
Bei Migräne handelt es sich um eine Kopfschmerzerkrankung, die mit starken Schmerzattacken in unregelmäßigen Abständen einhergeht. In der Regel tritt der Schmerz dabei einseitig auf und fühlt sich pulsierend, bohrend oder hämmernd an. Zudem verstärkt er sich bei Anstrengung.
Migräne gehört zu den sogenannten Volkskrankheiten und tritt vorrangig zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf. Aber auch Schulkinder können bereits an Migräne leiden, in der Regel tritt sie aber erst nach der Pubertät auf. Für einige Formen gibt es eine genetische Veranlagung.
Häufig verläuft Migräne episodisch mit einzelnen Schmerzattacken, schmerzfreie Tage überwiegen aber. Verändert sich aber das Verhältnis und die Migränetage überwiegen, sprechen Mediziner von einer chronischen Migräne.
Migräne ohne Aura ist die häufigste Migräneform. Überfallsartig auftretende, einseitige, pulsierende Kopfschmerzen von mittlerer bis starker Intensität sind dafür typisch. Körperliche Routineaktivitäten (z. B. Gehen, Treppensteigen) verstärken die Schmerzen, die zwischen vier und 72 Stunden anhalten. Typische Begleiterscheinungen sind Übelkeit sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit.
Deutlich seltener als Migräne ohne Aura tritt Migräne mit Aura auf. In der Medizin werden neurologische Symptome, die der Kopfschmerzphase vorausgehen oder mit ihr zusammen auftreten (z. B. Sehstörungen, Lähmungen, Sprachstörungen) als „Aura“ bezeichnet. Manchmal bleibt der begleitende oder nachfolgende Migränekopfschmerz auch aus und es zeigt sich nur die Migräne Aura.
Zeigen sich über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten an mindestens 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen und treten dabei an mindestens acht Tagen typische Merkmale von Migränekopfschmerz auf, spricht die Medizin von chronischer Migräne.
Symptome bei Migräne
Migräne lässt sich in vier verschiedene Stadien mit unterschiedlichen Symptomen einteilen. Diese treten von Patient zu Patient in unterschiedlicher Intensität auf, mitunter wird auch nicht jede Phase durchlaufen.
Bereits einige Stunden bis zwei Tage vor der Migräne zeigen sich erste Anzeichen wie Stimmungsschwankungen und -veränderungen, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, vermehrtes Gähnen, Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Polyurie (gesteigertes Wasserlassen) und Polydipsie (gesteigertes Durstgefühl).
Geht der Kopfschmerzphase eine Aura-Phase voraus oder treten Aura-Symptome gleichzeitig auf, dann zeigen sich die bereits genannten visuellen und sensorischen Symptome. Auch Sprachprobleme sowie Hirnstamm-Symptome (z. B. Ohrgeräusche) sind möglich.
Die Kopfschmerzphase erstreckt sich über einige Stunden bis zu drei Tage und kann sich von Anfall zu Anfall verändern. Typisch ist immer der bereits genannte einseitige starke Kopfschmerz, der abrupt und in unterschiedlichen Kopfregionen (meist hinter der Stirn, an den Schläfen oder hinter den Augen) auftritt und ein pulsierendes, hämmerndes oder bohrendes Gefühl hinterlässt. Die Intensität nimmt im Laufe der Phase langsam zu.
Die Symptome klingen in der Rückbildungsphase allmählich ab, Betroffene fühlen sich aber häufig müde, erschöpft und reizbar. Nach der Migräneattacke können Konzentrationsstörungen, Schwäche sowie Appetitlosigkeit noch für einige Stunden anhalten.
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Ursachen für Migräne
Bislang sind die genauen Ursachen und die zugrunde liegenden Mechanismen einer Migräne noch nicht vollständig geklärt. Mediziner vermuten allerdings eine genetische Veranlagung. Hinzu kommen verschiedene innere und äußere Faktoren („Trigger“).
Im Allgemeinen scheint der Migräne Medizinern zufolge eine polygenetische Veränderung zugrunde zu liegen. Bestimmte Veränderungen in mehreren Genen erhöhen das Risiko für Migräne.
Einige Gene sind dabei an der Regulierung neurologischer Schaltungen im Gehirn beteiligt. Andere Gene wiederum werden vermutlich durch oxidativen Stress geschädigt.
Bislang konnte aber nicht geklärt werden, über welche biologischen Mechanismen die Genveränderungen Migräne begünstigen.
Auslöser und Trigger für Migräne
Bei entsprechender genetischer Veranlagung können bestimmte Auslöser zu Migräneanfällen führen.
Ein häufiger Auslöser von Migräne ist Stress im privaten oder beruflichen Bereich. Auch Überforderung ist ein möglicher Auslöser.
Ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus verursacht im Körper Stressreaktionen, die wiederum Migräne auslösen. Vor allem Schichtarbeiter und Fernreisende sind davon betroffen.
Arbeit im Homeoffice, gleichzeitige Kinderbetreuung, ein nebenbei laufender Fernseher und zwischendurch muss noch Essen gekocht werden – die zahlreichen Eindrücke zur gleichen Zeit können vom Gehirn mitunter nicht mehr getrennt werden. Es kommt zu Stress und Überforderung und in der Folge zu Migräne.
Zwar gibt es kein „Migräne-Wetter“, einige Menschen reagieren aber auf schwül-warme Gewitterluft, starken Sturm, sehr helles Licht an wolkenlosen Tagen oder Föhn mit Migräneattacken. Aber auch Kälte sowie Klimaveränderungen aufgrund einer Reise können Migräne begünstigen.
Einige Menschen reagieren auf bestimmte Lebensmittel (z. B. Zitrusfrüchte, Käse, Schokolade) oder Genussmittel (Rotwein, Nikotin) mit Migräne. Die genauen Auslöser hierfür sind bislang nicht geklärt.
Geschlechtshormone beeinflussen Migräne-Anfälle mitunter deutlich. Im Kindesalter sind Jungen und Mädchen meist noch gleich häufig von Migräne betroffen, mit der Pubertät verschiebt sich dieses Verhältnis und Frauen leiden deutlich häufiger als Männer unter Migräne.
Tipps gegen Migräne
Um die Symptome einer akuten Migräneattacke zu lindern, können verschiedene Hausmittel und verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen.
Ablenkung kann bis zu einem gewissen Schmerzlevel helfen. Dadurch sinkt die Aktivierung in den schmerzassoziierten Gehirnarealen und es werden weniger Reize wahrgenommen. Als klassische Ablenkungen gelten Schlafen, Musik hören, Gespräche führen, Lesen, Fernsehen schauen oder andere Hobbys.
Vor allem bei Spannungskopfschmerz, aber auch bei leichter bis mittelschwerer Migräne kann Bewegung helfen. Dabei ist aber keine körperlich starke Belastung gemeint, sondern eher ein leichter Spaziergang.
Schmerzen führen häufig zu Verspannungen. Dadurch wiederum werden die Schmerzen mitunter verstärkt. Entspannungsübungen (z. B. Meditation, Yoga) können helfen, einen akuten Anfall abzumildern. Eine heiße Dusche oder ein warmes Bad dienen ebenfalls der Entspannung. Auch als Vorbeugung erweisen sich Entspannungs- und auch Atemübungen als sinnvoll.
Verschiedenen Hausmitteln wird nachgesagt, sie können Migräne lindern. Dazu gehören unter anderem hochdosiertes Ingwerkonzentrat, Koffein oder auch Kohlenhydrate. Koffein sollte dabei allerdings nur bedingt eingesetzt werden, da es den Blutdruck ansteigen lässt und unter Umständen auch zu einer Verschlimmerung führen kann.
Bei akuten Migräneanfällen gilt auch Kälte als gutes Hausmittel. Kühlpads oder in kaltes Wasser getränkte Waschlappen sind dafür geeignet.
Ätherische Öle (z. B. Pfefferminz, Lavendel, Eukalyptus, Zitrone) helfen vielen Migräne-Betroffenen. Das Öl wird dabei auf die Schläfen, die Stirn, den Nacken oder die Füße aufgetragen bzw. dort einmassiert.
Dehnungs- und Lockerungsübungen sowie Akupressur oder auch sogenannte Triggerpunkttherapien (Druck durch Finger auf schmerzhafte, sensible oder verhärtete Bereiche der Muskeln) helfen meist bei muskulären Verspannungen im Bereich des Nackens. Auch Spannungskopfschmerzen und leichte Migräne lassen sich damit abmildern. Vor allem vorbeugend sind diese Maßnahmen sinnvoll, da Migräne Verspannungen auslösen kann, die wiederum zu Migräne führen.
Der Rückzug in ein ruhiges, abgedunkeltes Zimmer, weniger Reizüberflutung und Entspannung sind eine generell eine wichtige Behandlungsmaßnahme bei Migräne. Wenn möglich, ist auch Schlaf sinnvoll.
Flüssigkeitsmangel begünstigt Kopfschmerzen. Deshalb sollte bereits bei den ersten Anzeichen einer Migräneattacke ausreichend getrunken werden. Besser ist es natürlich, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen und immer auf eine ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten. Im Akutfall sind kalte Getränke mit Kohlensäure hilfreich.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Migräne
Werden sie konsequent angewendet, können bestimmte vorbeugende Maßnahmen die Anzahl und meist auch Intensität der Migräneanfälle deutlich verringern.
- Vermeidung bestimmter Triggerfaktoren (z. B. Stress)
- Anwendung von Entspannungsverfahren (z. B. Meditation, Yoga)
- Ausdauersport
- Biofeedback
- psychologische Schmerztherapie (z. B. Stressmanagement, Schmerzbewältigung)
Angst vor Migräne
Aktuellen Daten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft zufolge leiden etwa 18,3 Prozent der Frauen und 12,6 Prozent der Männer unter Spannungskopfschmerzen. Von Migräne sind etwa 13,1 Prozent der Frauen und 3,9 Prozent der Männer betroffen. (Quelle)
Die meisten Anfälle werden durch bestimmte Trigger wie Stress oder die aktuelle Wetterlage ausgelöst. Auch Lärm sowie bestimmte Lebensmittel sind mögliche Ursachen.
Für Betroffene sind diese Faktoren mit negativen Gedanken belastet. Daraus wiederum können Ängste und Depressionen entstehen. Dabei stehen diese genauso wie Stress häufig im engen Zusammenhang mit Migräne.
Ängste sorgen für Verspannungen, Verspannungen für Kopfschmerzen. Es entsteht ein Teufelskreis, denn die Angst vor der nächsten Migräneattacke wirkt ebenfalls wie ein Trigger und begünstigt damit weitere Anfälle.
Entspannungsübungen und die Vermeidung von Stress sind erste Ansatzpunkte zur Bewältigung der Angst vor Migräne.
Über Migräneangst sprechen
Bei ständiger Angst vor dem nächsten Migräneanfall kann aber auch eine Therapie hilfreich sein. Häufig hilft schon eine kognitive Verhaltenstherapie, um das negative Gedankenmuster rund um den Kopfschmerz zu durchbrechen und so Angst und Stress abzubauen.
Wer unter einer Erwartungsangst (Angst vor der Angst) leidet, kann sich auch in eine drohende Migräneattacke hereinstiegen. Dies könnte verhindert werden, in dem offene Gespräche geführt werden. Gemeinsam mit einem Therapeuten lassen sich somit unbegründete Ängste erforschen, verstehen und Verhaltensweise umprogrammieren.
Über die Google Maps lassen sich geeignete Ansprechpartner in der Umgebung finden. Auf Rückfrage können die Psychologen sehr wahrscheinlich auch eine Online Beratung anbieten. Aktuell können wir keine Online Psychologen empfehlen.
Behandlung von Migräne
Migräne ist nicht heilbar, dennoch lassen sich mit der richtigen Behandlung Häufigkeit sowie Intensität der Attacken teils deutlich reduzieren.
Schaffen die genannten Selbsthilfemaßnahmen keine Linderung, kommen im Akutfall Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) zum Einsatz.
Schwere Migräneattacken werden in der Akuttherapie mit Triptanen behandelt, unter Umständen auch in Kombination mit den klassischen Schmerzmitteln.
Treten zusätzlich weitere Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen auf, kommen zudem Antiemetika zum Einsatz.
Viele dieser Medikamente sind rezeptfrei in einer Apotheke erhältlich. Manche sind allerdings verschreibungspflichtig und können nur mit einem Rezept erworben werden.
Therapien gegen Migräne
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Migräne, die je nach Schweregrad und Häufigkeit der Symptome angepasst werden können.
Veränderung des Lebensstils
Eine Veränderung des Lebensstils kann dazu beitragen, Migräne zu lindern oder zu verhindern. Dazu gehört regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf und Stressmanagement.
Akute Behandlung
Bei akuten Migräneanfällen können Schmerzmittel wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden, um die Schmerzen zu lindern. Es gibt auch spezielle Migränemedikamente wie Triptane, die die Schmerzen und die Begleitsymptome lindern können.
Vorbeugende Behandlung
Wenn Migräneanfälle häufig auftreten, kann eine vorbeugende Behandlung empfohlen werden. Diese kann Medikamente wie Betablocker, Antidepressiva oder Antikonvulsiva beinhalten, um die Häufigkeit und Schwere der Migräneanfälle zu reduzieren.
Botox-Behandlung
Botox ist ein Nervengift, das in kleinen Dosen zur Behandlung von Migräne zugelassen ist. Es wird in den Nacken und Kopf injiziert, um die Muskeln zu entspannen und die Häufigkeit und Schwere der Migräneanfälle zu reduzieren.
Alternative Therapien
Alternative Therapien wie Akupunktur, Massagen und Entspannungstechniken können auch zur Linderung von Migränesymptomen beitragen und die Wirksamkeit von Medikamenten ergänzen.
Falls Sie Angst vor einem Arztbesuch haben oder einfach nur unter Schamgefühlen leiden, kann Ihnen unser Selbsthilfe Ratgeber Artikel wertvolle Ratschläge zur Überwindung bieten. Dabei möchten wir auf die Ängste und Schamgefühlen eingehen, welche eine Kontaktaufnahme mit Ärzten behindern könnten.
Migräne FAQ
Die Diagnose von Migräne erfolgt in der Regel durch eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt. In einigen Fällen können weitere Tests wie eine CT- oder MRT-Untersuchung durchgeführt werden.
Für Migräne kommen sehr unterschiedliche Auslöser infrage. Zu den typischen „Triggern“ gehören grelles Licht, starker Lärm sowie hormonelle Schwankungen, Wettereinflüsse, Übermüdung oder auch Stress.
Migräne gehört zu den chronischen Erkrankungen und ist nicht heilbar. Mittlerweile gibt es aber gute Behandlungsmöglichkeiten, die dazu beitragen, dass die Lebensqualität Betroffener kaum noch eingeschränkt ist.
Menschen mit einer großen Angst vor Migräne können diese mithilfe vor allem von Entspannungsübungen bewältigen. Typische Entspannungsverfahren sind Yoga, Meditation oder autogenes Training. Auch Gespräche mit Psychologen und vorbeugende Maßnahmen könnten die Angst vor einer Migräneattacke reduzieren.
Migräne kann nicht vollständig verhindert werden, aber es gibt Schritte, die Betroffene unternehmen können, um die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichender Schlaf und Stressmanagement.
Migränemedikamente können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel und Schläfrigkeit verursachen. Einige Medikamente können auch abhängig machen, daher ist es wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen.
Migräne während der Schwangerschaft kann schwieriger zu behandeln sein, da einige Medikamente für den Fötus schädlich sein können. In einigen Fällen kann jedoch eine Vorbeugungstherapie durchgeführt werden.
Ja, Kinder können auch Migräne haben. Bei Kindern können die Symptome jedoch anders sein als bei Erwachsenen und können Bauchschmerzen, Schwindel und Sehstörungen umfassen.
In seltenen Fällen kann Migräne zu dauerhaften Schäden führen, insbesondere wenn sie unbehandelt bleibt. Eine frühzeitige und angemessene Behandlung von Migräne kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern, die Häufigkeit von Anfällen zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Quellen:
- Keine Angst vor Kopfschmerzen | migraeneliga.de
- Cephalalgiaphobia as a feature of high-frequency migraine | ncbi.nlm.nih.gov
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier