Anejakulation - Fehlende Ejakulation
Anejakulation, die Abwesenheit eines Samenergusses beim Orgasmus, ist eine nicht gefährliche, jedoch mit dem Alter häufiger auftretende Funktionsstörung. Sie wird vor allem dann relevant, wenn ein Kinderwunsch besteht und oft müssen alternative Reproduktionsmethoden in Betracht gezogen werden.
Die moderne Medizin hat effektive Behandlungsmöglichkeiten und es gibt keinen Grund zur Angst. In den folgenden Abschnitten geben wir Tipps, wo man Hilfe bekommt, und ermutigen dazu, das Thema offen anzusprechen. Niemand muss mit dieser Situation allein zurechtkommen.
- Autorin: Julia Dernbach
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- Anejakulation ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der ein Mann keinen Samenerguss hat, trotz normaler sexueller Erregung, Erektion und möglicherweise eines erlebten Orgasmus.
- Behandlungen sind verfügbar, von medikamentöser Therapie bis hin zu assistierten Reproduktionstechniken wie Insemination oder In-vitro-Fertilisation, um den Kinderwunsch zu erfüllen.
- Frühzeitige professionelle Hilfe durch Fachärzte wie Urologen und Andrologen ist wesentlich, um sowohl physische als auch psychische Belastungen zu lindern, die durch die Anejakulation entstehen können. Diese Experten bieten spezialisierte Unterstützung und Therapieoptionen.

Anejakulation verstehen
Anejakulation, auch bekannt als Impotentia ejaculandi, kennzeichnet eine Situation, in der trotz eines Orgasmus keine Ejakulation erfolgt – ein Zustand, der oft als „trockener Orgasmus“ bezeichnet wird. Obwohl dies oft irrtümlicherweise nur Frauen zugeordnet wird, kann es auch bei Männern auftreten.
Im Kern handelt es sich bei dieser sexuellen Funktionsstörung um das Ausbleiben der reflexhaften Kontraktionen der männlichen Geschlechtsorgane während des Orgasmus, was zur Folge hat, dass kein Samenerguss stattfindet. Somit kann die Anejakulation als eine Störung des Ejakulationsreflexes verstanden werden.
- Zu den gängigsten Anzeichen gehören das Fehlen des Orgasmusgefühls oder ein träge fließender Samenerguss.
Anejakulation Formen
Bei der Anejakulation erreicht das Ejakulat erst gar nicht die Harnröhre, da die Störung schon während der Produktion des Ejakulats auftritt.
Im Gegensatz dazu, bei der retrograden Ejakulation, gelangt das Ejakulat zwar in die Harnröhre, wird jedoch zurück in die Blase gelenkt. Diese Störung findet während der eigentlichen Ejakulation statt.
Beide Formen resultieren in keinem sichtbaren Ausfluss aus dem Penis. Die Anejakulation kann als chronischer Zustand auftreten oder gelegentlich in Erscheinung treten, wobei der Samenerguss nur unter bestimmten Bedingungen erfolgt.
Während eine dauerhafte Trockenheit des Orgasmus als totale Anejakulation bezeichnet wird, nennt man das gelegentliche Auftreten dieses Phänomens situative Anejakulation.
Obwohl die Anejakulation selbst nicht gefährlich ist, kann sie auf verschiedene körperliche und psychische Störungen hinweisen. Deshalb ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Dies ermöglicht es, ernste Krankheitsbilder zuverlässig auszuschließen und rechtzeitig wirksame Behandlungsmethoden einzuleiten.
Auslöser der Anejakulation
Die Ursachen der Anejakulation sind vielfältig und in vielen Fällen liegt eine Nervenschädigung zugrunde. Es gibt jedoch eine Reihe weiterer Faktoren, die zur Entstehung dieser sexuellen Funktionsstörung beitragen können. Im Folgenden gehen wir auf einige dieser Auslöser ein.
Medikamente
Einige Medikamente können den Ejakulationsreflex erheblich beeinflussen und damit eine Anejakulation verursachen. Darunter fallen unter anderem Antidepressiva, Antipsychotika und Alpha-1-Blocker. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass auch eine Reihe anderer Medikamente zu einer Beeinträchtigung des Ejakulationsreflexes führen können.
- Antidepressiva
- Antipsychotika
- Alpha-1-Blocker
- Bestimmte Bluthochdruckmedikamente
- Einige Neuroleptika
Körperliche Faktoren
Oftmals sind körperliche Gegebenheiten der Auslöser für eine Anejakulation. Ein Blockieren der Ejakulationswege oder Störungen des reflektorischen Blasenhalsverschlusses sind Beispiele dafür.
Darüber hinaus können verschiedene Nerven- und Stoffwechselerkrankungen wie Multiple Sklerose und Diabetes mellitus, Verletzungen am Rückenmark oder chirurgische Eingriffe wie eine retroperitoneale Lymphknotendissektion den Auslöser darstellen. Auch Tumorerkrankungen können zu dieser sexuellen Funktionsstörung führen.
- Verschluss der Ejakulationswege
- Störungen des reflektorischen Blasenhalsverschlusses
- Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
- Verletzungen an der Wirbelsäule
- Chirurgische Eingriffe (z.B. retroperitoneale Lymphknotendissektion)
- Tumorerkrankungen
Psychologische Einflüsse
Auch wenn es weniger häufig vorkommt, haben psychologische Faktoren das Potenzial, eine Anejakulation zu verursachen. Der menschliche Körper ist ein komplexes System, in dem psychische Zustände und körperliche Reaktionen eng miteinander verbunden sind. Daher kann der geistige Zustand eines Individuums durchaus Einfluss auf physiologische Funktionen wie die Ejakulation haben.
Es ist daher empfehlenswert, diese psychologischen Aspekte zu berücksichtigen und gegebenenfalls fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Sexuelle Unzufriedenheit oder Probleme in der Partnerschaft können Stress und Angst verursachen, welche die Fähigkeit zur Ejakulation beeinträchtigen können. In manchen Fällen kann auch die Angst, den Partner sexuell nicht befriedigen zu können, die sexuelle Leistungsfähigkeit beeinflussen und zu Anejakulation führen.
Ebenso kann eine starke Diskrepanz zwischen der sexuellen Fantasie und der Realität zu Unsicherheiten und Ängsten führen, die eine normale sexuelle Funktion, einschließlich der Ejakulation, behindern können.
Wir raten dazu, diese psychologischen Aspekte nicht zu unterschätzen und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen. Ein ausgebildeter Therapeut oder Psychologe kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Probleme zu identifizieren und effektive Lösungsstrategien zu erarbeiten.
- Psychische Traumata
- Sexuelle Unzufriedenheit
- Probleme in der Partnerschaft
- Angst, den Partner sexuell nicht befriedigen zu können
- Starke Diskrepanz zwischen sexueller Fantasie und Realität
Therapie der Anejakulation
Eine erfolgreiche Behandlung der Anejakulation hängt stets von der zugrunde liegenden Ursache ab, daher ist eine genaue Diagnose durch einen Facharzt unabdingbar.
In diesem Kontext ist es entscheidend hervorzuheben, dass eine persönliche Untersuchung durch einen Mediziner unerlässlich und eine Diagnose aus der Ferne nicht realisierbar ist. Sollten Ängste bezüglich Arztbesuchen vorhanden sein, so ist es in diesem Fall unbedingt notwendig, diese zu überwinden. Tipps zur Überwindung der Arztphobie erhalten Sie in unserem Selbsthilfe Artikel. Eigenständige Versuche zur Heilung oder Ratschläge aus dem Internet sind insbesondere bei psychologischen Faktoren unwirksam und können keinen Erfolg versprechen.
Untersuchungen
Wenn Anzeichen einer Anejakulation bemerkt werden, ist es ratsam, medizinischen Rat einzuholen, statt eigenständige Therapieversuche zu unternehmen. Die Diagnose dieser Zustands ist schmerzfrei und basiert auf einer Reihe von Untersuchungen und einer gründlichen medizinischen Anamnese.
Zur Abgrenzung zwischen einer Anejakulation und einer retrograden Ejakulation kann ein einfacher Urintest eingesetzt werden. Wird nach einem Orgasmus Sperma in einer Urinprobe gefunden, weist dies auf eine retrograde Ejakulation hin.
Wenn kein Sperma vorhanden ist, deutet dies auf eine Anejakulation hin. Zudem hilft die medizinische Anamnese dabei, mögliche Ursachen wie bestimmte Medikamente oder psychologische Faktoren auszuschließen.
Vibroejakulation (PVS)
Die Vibroejakulation, auch Penile Vibratory Stimulation (PVS) genannt, ist die häufigste Behandlungsoption bei Anejakulation, insbesondere bei Patienten, deren Anejakulation auf eine Rückenmarksverletzung zurückzuführen ist. Dabei wird eine vibrierende Scheibe am Frenulum des Penis, zwischen Eichel und Vorhaut, angebracht. Dies soll den Ejakulationsreflex im thorakolumbalen Bereich des Rückenmarks aktivieren und so das Ausstoßen von Samenflüssigkeit bewirken. Die Behandlung dauert in der Regel etwa zwei bis drei Minuten und kann vom Patienten selbst zu Hause durchgeführt werden.
Wenn die Vibroejakulation nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann die Elektroejakulation (EEJ) eine mögliche Alternative sein. Die Elektroejakulation hat sich bei Patienten mit Multipler Sklerose oder diabetischer Neuropathie als besonders vielversprechend erwiesen, wird aber auch nach Rückenmarksverletzungen eingesetzt. Bei diesem Verfahren werden Elektroden in den After eingeführt und an der Prostata positioniert, um durch verschiedene starke Stromimpulse den Ejakulationsprozess auszulösen. Diese Methode erfordert eine Vollnarkose und kann unangenehme Nachwirkungen verursachen.
Medikamentöse Behandlung
Die Wirksamkeit von Medikamenten bei der Behandlung der Anejakulation wird derzeit noch erforscht und gilt bisher nicht als wissenschaftlich belegt. Trotzdem gibt es einige Substanzen wie Dopamin, Noradrenalin oder Oxytocin, denen eine ejakulationsfördernde Wirkung zugeschrieben wird und die daher für zukünftige Behandlungen in Erwägung gezogen werden.
Es ist zu beachten, dass alle genannten Behandlungsmethoden potenzielle Nebenwirkungen haben können und daher immer unter der Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden sollten.
Fruchtbarkeit und Anejakulation
Auch wenn die Anejakulation oft mit Ängsten rund um Unfruchtbarkeit einhergeht, ist dank der beeindruckenden Fortschritte in der Medizin eine Erfüllung des Kinderwunsches möglich. Es stehen verschiedene Behandlungsansätze zur Verfügung, um die Zeugungsfähigkeit zu unterstützen.
Ein üblicher Weg ist der Einsatz von Medikamenten. Durch langfristige Einnahme spezieller Medikamente kann beim Patienten eine Ejakulation herbeigeführt werden.
Wenn trotz der Medikation kein Samenerguss erfolgt, bietet die transrektale Elektrostimulation eine Alternative. Bei dieser Methode werden die Muskeln angeregt, die an der Ejakulation beteiligt sind.
Dies geschieht durch rektal eingeführte Elektroden, die die sympathischen Fasern stimulieren, bis ein Samenerguss ausgelöst wird. Dieser Prozess ermöglicht mindestens eine retrograde Ejakulation, welche die Extraktion von Sperma erlaubt.
Das gewonnene Sperma kann dann durch Insemination, also Samenübertragung, direkt in die Gebärmutter der Frau eingeführt werden. Hierfür wird ein dünner Katheter vaginal eingeführt, durch den das Sperma direkt in die Gebärmutter gelangt. Um den optimalen Zeitpunkt der Frau für die Insemination zu bestimmen, wird ihr Eisprung genau ermittelt. Dieser Eingriff ist nicht schmerzhaft und dauert nur wenige Minuten.
Sollten die bisher genannten Methoden keinen Erfolg bringen, kann eine In-vitro-Fertilisation (IVF) in Betracht gezogen werden. Diese Form der assistierten Reproduktion wird oft als letzte Option gesehen.
Bei der IVF handelt es sich um eine künstliche Befruchtung. Hierbei werden sowohl die Spermien des Mannes als auch die Eizellen der Frau entnommen. Im Labor werden Sperma und Eizellen in einer Nährflüssigkeit zusammengebracht. Das Gemisch wird für einige Tage in einem Brutkasten kultiviert, um die Verschmelzung von Eizelle und Spermien zu fördern. Danach wird der entstehende Embryo mittels Katheter in die Gebärmutter der Frau übertragen.
Diese fortschrittlichen Techniken ermöglichen es vielen Paaren, trotz Anejakulation ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Wichtig ist es dabei, sich bewusst zu machen, dass diese Verfahren von Experten durchgeführt werden und auf langjähriger Erfahrung und wissenschaftlicher Forschung beruhen, um Ängste und Sorgen zu mindern.

Hilfe finden und Annehmen
Es ist wichtig, sich in Situationen wie Anejakulation professionelle Unterstützung zu suchen. Dies gilt nicht nur, wenn ein Kinderwunsch vorliegt, sondern auch, um mögliche schwerwiegende Gesundheitsprobleme auszuschließen und die Lebensqualität zu verbessern.
Der richtige Zeitpunkt für den Arztbesuch
Bei anhaltender Anejakulation sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, selbst wenn kein direkter Kinderwunsch besteht. Hinter der Symptomatik können ernsthafte Krankheiten stecken, die ausgeschlossen werden sollten. Zudem kann eine Anejakulation auch zu einer verminderten Libido oder zum Ausbleiben des Orgasmusgefühls führen, was wiederum Frustration und psychische Belastungen nach sich zieht. Es ist also entscheidend, einen Facharzt aufzusuchen, der die Ursache für die trockene Ejakulation ermitteln und die Störung gezielt behandeln kann.
Wo finde ich Hilfe?
Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die Ihnen bei einer Anejakulation weiterhelfen können. Prinzipiell sind Sie bei jedem Urologen richtig aufgehoben.
Eine bekannte Fachklinik mit mehreren Standaorten in Deutschland ist die ALTA-Klinik. Spezialisiert auf Urologie und Andrologie, ist diese Klinik darauf ausgerichtet, Patienten mit sexuellen Funktionsstörungen zu behandeln.
Erfahrenen Ärzte und qualifiziertes Personal können eine genaue Diagnose stellen und gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Therapieplan erstellen.
Wir möchten Sie ermutigen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. In Fachkliniken erhalten Sie kompetente Beratung und Behandlung, um sowohl körperliche als auch seelische Belastungen zu lindern und Ihre Lebensqualität zu steigern. Dies ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu Wohlbefinden und Genesung.
Fragen und Antworten
Anejakulation ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der es einem Mann nicht möglich ist, während des Orgasmus Sperma auszustoßen. Die Ejakulation bleibt also aus, obwohl ein Orgasmus erfolgt.
Nein, obwohl beide Zustände das Ausbleiben von Sperma beim Orgasmus involvieren, sind sie nicht dasselbe. Bei der retrograden Ejakulation fließt das Sperma in die Blase statt aus dem Penis.
Ja, die Behandlung der Anejakulation hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab und kann medikamentöse Therapien, psychotherapeutische Interventionen und andere Behandlungsansätze umfassen.
Es gibt eine Vielzahl von möglichen Ursachen, darunter Rückenmarksverletzungen, bestimmte Medikamente, Operationen, neurologische Erkrankungen und psychische Probleme.
Ein Gesundheitsdienstleister wird eine gründliche medizinische Anamnese erheben und körperliche Untersuchungen durchführen. Möglicherweise werden auch spezielle Tests durchgeführt, um die genaue Ursache der Anejakulation zu bestimmen.
Ja, dank der Fortschritte in der Medizin und reproduktiven Technologie können Männer mit Anejakulation trotzdem Kinder zeugen. Die Methoden variieren und können Medikamente, Insemination oder In-vitro-Fertilisation umfassen.
Urologen, Andrologen und in manchen Fällen auch Sexualmediziner sind typischerweise die Spezialisten, die mit der Diagnose und Behandlung von Anejakulation befasst sind.
Quellen:
- Anejakulation Synonyme: Impotentia ejaculandi, Ejaculatio deficiens – DocCheck Flexikon
- IVF / ICSI LMU Klinikum – Klinik für Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe | klinikum.uni-muenchen.de
- Anejakulation: Wenn die Ejakulation ausbleibt – uke.de
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier