Angst vor Belastungs-EKG
Ein Belastungs-EKG bringt viele Menschen ins Schwitzen und das nicht nur wegen der körperlichen Belastung. Für viele geht ein Belastungs-EKG Hand in Hand mit großem Unbehagen und daraus resultierender Angst.
Wir klären im Artikel über den Sinn der Untersuchung und die Auslöser für die Angst vor dem Belastungs-EKG auf. Außerdem geben wir Tipps wie die Angst überwunden werden kann.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 2. Februar 2023
Das Belastungs-EKG ist eine Art des Elektrokardiodiagramms, welches elektrische Vorgänge im Herzen aufzeichnet, während der Patient hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt ist. Die Vorgänge geben Auskunft über Muskelstärke, Durchblutung, Herzfrequenz und Herzrhythmus. Ein Belastungs-EKG soll feststellen, wie gut das Herz unter Belastung arbeitet und ob mögliche Herzerkrankungen vorliegen.
Ein Belastungs-EKG wird durchgeführt, um festzustellen, ob koronare Herzerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen vorliegen. Viele Herzerkrankungen äußern sich nämlich erst bei körperlicher Belastung. Die Untersuchung wird aber auch zur Früherkennung von Blutdruckabweichungen und Blutdruckproblemen eingesetzt. Des Weiteren wird das Belastungs-EKG als Kontrolle für die körperliche Belastbarkeit nach Herzinfarkten oder Herzoperationen angewendet.
Bei einem Belastungs-EKG werden dem Patienten verkabelte Elektroden an Brust, Arme und Beine geklebt. Zudem wird eine Blutdruckmanschette am Oberarm befestigt. Als Nächstes setzt sich der Patient auf ein festes Fahrrad (Fahrradergometer) und tritt in das Pedal. Mit der Zeit wird der Widerstand erhöht, wodurch die Belastung beim Treten stärker wird. Die Einstellungen werden individuell an den Patienten angepasst. Die erbrachte Leistung wird dann in Watt gemessen. Die Belastung wird so lange gesteigert, bis die maximale Herzfrequenz erreicht wird. Die unterschiedlichen Belastungsphasen sollen dabei alltägliche Belastungen wie das Treppensteigen oder das Joggen imitieren.

Auslöser der Angst
Ein Belastungs-EKG ist an sich keine schlimme oder riskante Untersuchungsmethode. Ganz im Gegenteil: Beim Belastungs-EKG handelt es sich um eine normale Routineuntersuchung, die unter strenger Überwachung erfolgt und jederzeit abgebrochen werden kann. Nichtsdestotrotz haben viele Menschen Schamgefühle oder sogar Angst vor einem Belastungs-EKG.
Gründe für die Angst vor einem Belastungs-EKG gibt es viele und sie unterscheiden sich von Person zu Person. Häufig beeinflussen auch mehrere Faktoren den Angstzustand.
Viele Betroffene verbinden mit dem Belastungs-EKG großes Unbehagen, nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung, die durch die Untersuchung ausgeübt wird, sondern auch wegen verschiedener anderer Aspekte, die mit einem Belastungs-EKG einhergehen.
Schamgefühle
Nicht selten verspüren Menschen allein bei dem Gedanken an ein Belastungs-EKG große Scham. Die Vorstellung, sich obenrum vor anderen Menschen frei machen und sich anschließend vor allen Augen auf einem Fahrrad körperlich betätigen zu müssen, empfinden viele Betroffene als besonders unangenehm.
Vor allem für Menschen, die nur ein geringes Selbstbewusstsein besitzen oder Angst vor Bodyshaming haben. Auch die Angst vor einer Blamage spielt in diesem Zusammenhang oftmals eine Rolle: Viele trauen sich die große körperliche Anstrengung nicht zu und fürchten sich davor, keine gute Leistung erbringen zu können oder zu schnell außer Puste zu sein und sich dadurch vor allen Anwesenden zu blamieren.
Angst vor dem Ergebnis
- Ein häufiger Grund ist die Angst vor einem möglicherweise negativen Befund.
Belastungs-EKGs werden in der Regel durchgeführt, um den Zustand des Herzens zu untersuchen und mögliche Herzkrankheiten aufzudecken.
Da Herzkrankheiten nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind und Einfluss auf die gesamte Lebensweise haben, übt die ausstehende Diagnose großen Druck auf die Betroffenen aus.
Sie fürchten sich dabei weniger vor dem Belastungs-EKG selbst als vor den möglichen Folgen, die aus einer negativen Diagnose resultieren.
Körperliche Belastung
Das Belastungs-EKG fordert große körperliche Anstrengung von den Patienten. Auf einem Fahrradergometer müssen sie solange in das Pedal treten, bis die maximale Herzfrequenz erreicht wird.
Dabei werden sie unterschiedlichen Belastungsphasen ausgesetzt. In der Regel dauert ein Belastungs-EKG bis zu 15 Minuten. Für Menschen, die nicht gerne Sport betreiben oder es nicht gewohnt sind, sich körperlich zu betätigen, stellt diese eine Herausforderung dar.
Insbesondere dann, wenn Ausdauer und Fitness der Betroffenen generell schon schlecht sind. Die Angst vor der körperlichen Anstrengung, die den Patienten bevorsteht, resultiert dann meist aus der Angst, zu versagen, sich zu blamieren oder auch aus der Angst vor Kreislaufproblemen und einem Zusammenbruch.
Panik bei Anstrengung
Menschen, die Angst vor einer Herzkrankheit haben, bekommen oft große Panik, wenn sie ein schnelles Pochen ihres Herzens spüren. Dieses Phänomen ist auch bekannt als Cardiophobie.
Da das Belastungs-EKG den Körper fordert und somit auch den Puls steigert und das Herz zum Rasen bringt, kann es daher passieren, dass Betroffene während der Untersuchung oder auch nur beim bloßen Gedanken daran in Panik verfallen.
Meist steigern sie sich dabei in den Gedanken hinein, dass diese Symptome sicherlich Anzeichen einer Herzkrankheit sind oder dass das Herz durch die hohe Belastung versagen könnte. Diese Gedanken verstärken wiederum das Panikgefühl.
Einfluss von anderen Angststörungen
Auch andere Angststörungen wie beispielsweise die Arztphobie, Raumangst oder Cardiophobie (Herzangst) können Auslöser für die Angst vor einem Belastungs-EKG sein.
Wenn Menschen bereits Angst davor haben, zum Arzt zu gehen, dann stellt eine Untersuchung wie das Belastungs-EKG eine besonders hohe Überwindung dar. Kommen dann auch noch andere Angststörungen hinzu, scheint eine Untersuchung schier unmöglich.
Auswirkungen und Folgen
Die Angst vor einem Belastungs-EKG führt nicht selten dazu, dass Patienten den Termin aufschieben oder sogar gänzlich vermeiden.
Problematisch daran ist, dass durch dieses Vermeidungsverhalten dann auch keine Diagnose gestellt werden kann und damit im Bedarfsfall auch keine geeignete Behandlung erfolgen kann. Da sich viele Herzerkrankungen allerdings nur bei körperlicher Belastung äußern, ist ein Belastungs-EKG notwendig, um diese aufzudecken.
Unbehandelte Herzprobleme verschlimmern sich mit der Zeit und verschlechtern dadurch den allgemeinen körperlichen Zustand.
Das Herz ist der menschliche Motor, der den Organismus am Laufen hält. Weist dieser Motor Problem auf, ergeben sich daraus Folgen für den gesamten Körper. Im schlimmsten Fall können unbehandelte Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch zum Tod führen.

Wozu ein Belastungs-EKG
Viele Herzkrankheiten äußern sich nicht im Ruhezustand und treten erst bei körperlichen Belastungen ans Licht. Ein Belastungs-EKG ist daher hilfreich, solche Krankheiten aufzuzeigen.
Gründe für die Durchführung eines Belastungs-EKGs gibt es viele. Der häufigste Grund ist allerdings der Verdacht auf koronare Herzerkrankungen oder Durchblutungsstörungen des Herzens unter Belastung.
- Als Kontrolle nach Herzinfarkten oder Herzoperationen
- Als Kontrolle des Erfolgs von medikamentösen Behandlungen (z. B. gegen Bluthochdruck)
- Als Beurteilung der Leistungsfähigkeit
- Zur Feststellung koronarer Herzkrankheiten
Ein Belastungs-EKG birgt allerdings auch Risiken und wird deshalb nur nach einer fundierten Anamnese sowie in Absprache mit dem Arzt durchgeführt.
Die körperliche Anstrengung, die beim Belastungs-EKG gefordert wird, kann Beschwerden hervorrufen. In manchen Fällen darf ein Belastungs-EKG daher auch nicht durchgeführt werden, beispielsweise bei akuten Infekten, einer akuten Embolie oder schwerem Bluthochdruck.
Die Durchführung des Belastungs-EKGs geschieht allerdings immer unter strenger ärztlicher Überwachung, wodurch die Untersuchung eine hohe Sicherheit bietet.

Tipps zur Überwindung
Ängste lassen sich oft abschwächen, indem sie offen angesprochen werden. Sprechen Sie daher mit Freunden oder Familienangehörigen und auch mit dem behandelnden Arzt über Ihre Sorgen und Bedenken. Dieser kann Ihren Ängsten auf den Grund gehen, Sie beruhigen und die Behandlung angenehmer gestalten.
Ebenso können Sie sich in Internet-Foren oder Social Media Kanälen mit Menschen austauschen, die unter ähnlichen Ängsten leiden. Achten Sie dabei allerdings darauf, sich nicht nur auf negative Erfahrungsberichte zu konzentrieren, sondern die positiven Berichte in den Vordergrund zu stellen.
Verschaffen Sie sich beim Arzt im Vorfeld genaue Aufklärung über den Ablauf des Belastungs-EKGs sowie alle notwendigen Informationen dazu. Je besser Sie über die anstehende Untersuchung Bescheid wissen, desto ruhiger können Sie dem Termin entgegenblicken. Führen Sie sich außerdem vor Augen, dass die Angst vor dem Belastungs-EKG nicht vor Ihrer körperlichen Gesundheit stehen sollte.
Überwindung lohnt sicht
In der Regel ist die eigentliche Untersuchung weitaus harmloser als im Vorfeld zunächst angenommen. Für untersuchende Ärzte und anwesende Arzthelfer ist das Belastungs-EGK absolute Routine. Sie brauchen sich daher nicht vor ihnen zu schämen oder Angst davor haben, eine schlechte Leistung zu erbringen.
Beim Belastungs-EKG geht es nicht um die Leistung per se, sondern darum, möglichen Erkrankungen auf den Grund zu gehen.
Ebenso wird das Belastungs-EKG streng ärztlich überwacht und ist somit sehr sicher. Es kann jeder Zeit abgebrochen werden, wenn die Werte in den Grenzbereich kommen.
Zudem wird im Vorfeld eine genaue Anamnese durchgeführt, wodurch die Untersuchung an jeden Patienten individuell angepasst wird. Der anwesende Arzt und deren Helfer*innen kann außerdem jeder Zeit einschreiten und Sie bei Problemen versorgen.
Lösungen finden
Spielen unterschiedliche Angststörungen mit in die Angst vor dem Belastungs-EKG hinein, können verschiedene Entspannungsmethoden vor der Behandlung hilfreich sein, um die Ängste zu mildern und den Körper zu beruhigen.
Ebenso kann es helfen, eine Vertrauensperson als Begleitung mit zu der Untersuchung zu nehmen, um ein sichereres Gefühl zu bekommen.
Bei starken Angststörungen empfiehlt sich außerdem eine Therapie. Dabei gibt es keinen Grund, sich zu schämen, jeder braucht Hilfe. Scheuen Sie sich daher nicht davor, offen über Ihre Ängste zu sprechen und sich Unterstützung oder Hilfe zu holen.
Weitere Tipps wie Termine beim Arzt angenehmer gemacht werden können, finden Sie unserer Selbsthilfe.
Quellen:
- Belastungs-EKG – Wie funktioniert es? | Praxis KardioMUC
- Belastungs-EKG: Was es sagt und was nicht | Kardiologie.org
- Informationen zum Thema Belastungs-EKG laienverständlich erklärt von Dr. Gumpert – www.dr-gumpert.de
Inhalt wurde verfasst von: Julia Dernbach – Medizinisch überprüft von: Thomas Hofmann