Angst vor Zahnbehandlung
Viele Menschen empfinden Zahnbehandlungen als unangenehm und entwickeln daher Ängste und Sorgen. Die Ursachen für diese Angst können unterschiedlich sein und variieren je nach Art der Behandlung. Zum Beispiel kann eine Wurzelbehandlung mehr Unbehagen auslösen als ein Routinecheck.
Wir schauen uns die Gründe der Angst an, nennen die unangenehmsten Behandlungen, geben Tipps und stellen dir unser Selbsthilfebuch vor. Wir helfen dir, liefern dir Antworten in verständlicher Sprache und das alles ohne lästiger Werbung und ohne lange Ladezeiten!
- Autor: Matthias Wiesmeier
- Aktualisiert: 6. Februar 2024
Auslöser der Furcht
Warum fühlst du dich vor Zahnbehandlungen so unsicher? Die Angst vor dem Zahnarztbesuch kann viele Gründe haben. Von schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit, über erschreckende Geschichten aus deinem Umfeld, bis hin zum Gefühl, die Kontrolle zu verlieren – die Auslöser sind vielfältig.
Eine schlechte Erfahrung bei einer früheren Zahnbehandlung kann tiefgreifende Ängste verursachen, die schwer zu überwinden sind.
Wenn du nicht genau weißt, was bei einer Zahnbehandlung passiert, kann die Angst vor dem Unbekannten besonders stark sein.
Geschichten über schmerzhafte Behandlungen oder Fehlschläge, die du von Freunden oder aus dem Internet hörst, können deine Angst weiter schüren.
Das Gefühl, während der Behandlung keine Kontrolle zu haben, verstärkt oft die Angst.
Die Sorge vor Schmerzen während oder nach der Behandlung ist ein häufiger Angstauslöser.
Zahnbehandlung aufschieben?
Wenn du Angst vor der Behandlung hast, mag es verlockend sein, den Zahnarztbesuch einfach aufzuschieben. Aber weißt du, warum das keine gute Idee ist?
Zuerst einmal geht es um deine Zahngesundheit, die ein wesentlicher Teil deines allgemeinen Wohlbefindens ist. Probleme im Mundraum können weitreichende Folgen haben, die weit über Zahnschmerzen hinausgehen.
Stell dir vor, du wirst täglich von Zahnschmerzen geplagt. Diese Schmerzen beschränken sich nicht nur auf einen Bereich, sondern können in andere Teile deines Körpers ausstrahlen. Noch ernster wird es, wenn sich unbehandelte Probleme zu schwerwiegenden Komplikationen entwickeln, wie Entzündungen, die sich im ganzen Körper ausbreiten, oder Ablagerungen, die durch die Blutbahn wandern und anderswo Probleme verursachen.
Das Bewusstsein, ein gesundheitliches Problem zu haben, kombiniert mit der Angst vor der Behandlung, kann deine psychische Gesundheit stark belasten. Dies kann zu Depressionen oder ähnlichen Zuständen führen. Zudem, wenn sichtbare Schäden an den Zähnen – wie starke Verfärbungen, Löcher oder verfaulte Stellen – auftreten, könntest du beginnen, dich sozial zu isolieren, was deinen psychischen Zustand weiter verschlechtert.
Das Aufschieben einer Zahnbehandlung löst das Problem nicht, sondern verschärft es nur. Wir raten also eher dazu, den Mut zu fassen und den ersten Schritt zu machen, um die Spirale aus physischen und psychischen Beeinträchtigungen zu durchbrechen. Der Zahnarztbesuch kann unangenehm sein, aber die langfristigen Folgen des Aufschiebens sind es umso mehr.
Unangenehme Zahnbehandlungen
Welche Zahnbehandlungen findest du besonders unangenehm? Es gibt einige Eingriffe, die bei vielen von uns Befürchtungen auslösen. Eine Wurzelbehandlung steht oft ganz oben auf der Liste der Behandlungen, vor denen wir am meisten zurückschrecken.
Aber auch das Einsetzen eines Zahnimplantats kann als großer Eingriff wahrgenommen werden und Angst auslösen. Interessanterweise müssen es gar nicht immer die großen Behandlungen sein, die uns Unbehagen bereiten. Selbst eine scheinbar einfache Zahnreinigung kann als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden werden, vor allem, wenn du Sorge vor Schmerzen hast und deshalb den Besuch beim Zahnarzt vor dir herschiebst.
Laut unserer Umfrage, die wir hier durchgeführt haben, scheinen sich die meisten Leser vor jeglicher Zahnbehandlung am meisten zu fürchten. Dennoch möchten wir die einzelnen Behandlungen kurz durchgehen und erklären, warum du vielleicht davor keine Angst haben musst.
Zahnersatz
Die gute Nachricht ist, dass dank des technischen Fortschritts solche Eingriffe heute minimal invasiv sind. Die Verfahren sind präziser, und die Heilung erfolgt schneller als früher. Nach der Implantation eines Zahnersatzes kannst du zwar einige Tage leichte Schmerzen spüren, aber das ist normal. Du hast es schließlich mit einer frischen Wunde zu tun, die Zeit zum Heilen braucht.
Wurzelbehandlung
Viele von uns bekommen schon bei dem Gedanken daran Gänsehaut. Doch entgegen der allgemeinen Annahme verläuft eine Wurzelbehandlung meistens schmerzfrei.
Röntgenbild
Zunächst fertigt der Arzt ein Röntgenbild des betroffenen Bereichs an. Damit verschafft er sich einen Überblick über den Status Quo. Wie viele Wurzeln hat der Zahn? Wie weit ist die Entzündung bereits fortgeschritten? Ist der Eingriff sinnvoll?
Betäubung
Nachdem eine örtliche Betäubung erfolgt ist, öffnet der Zahnarzt den Zahn, um die Nervenhöhle und die Wurzelkanäle erreichen zu können. Die müssen nämlich gereinigt, entzündetes und abgestorbenes Gewebe müssen gereinigt werden.
Auffüllung
Da am Ende die gereinigten Wurzelkanäle wieder aufgefüllt werden müssen, misst der Arzt diese Kanäle exakt aus, um auch wirklich genug Material für die Füllung bereitstellen zu können.
Säuberung
Mit feinen Instrumenten entfernt der Zahnarzt das entzündete und/oder abgestorbene Gewebe. Zudem reinigt er die Kanäle von Bakterien. Das komplette Wurzelkanalsystem wird mit mehreren Flüssigkeiten desinfiziert.
Füllung
Danach wird die Füllung eingesetzt. Darauf kommt eine weitere, dichte Kunststofffüllung, die verhindern soll, dass erneut Bakterien in die Wurzelkanäle eindringen.
Krone
Den Abschluss bildet die Montage einer Zahnkrone.
Hinweis zur Betäubung:
Beim Thema Betäubung hast du grundsätzlich zwei, eigentlich sogar drei Optionen. Meistens wird eine lokale Betäubung angewendet, um den Bereich der Behandlung schmerzfrei zu machen. In besonders schweren Fällen, wenn die Entzündung sehr ausgeprägt ist und die lokale Betäubung nicht ausreicht, besteht die Möglichkeit einer Vollnarkose. Die dritte Option ist, die Behandlung ganz ohne Narkose durchzuführen, aber davon raten die meisten Zahnärzte ab.
Zahnreinigung
- Die professionelle Zahnreinigung, auch PZR genannt, ist in der Regel völlig schmerzfrei.
Bei einer Zahnreinigung musst du dir normalerweise keine Sorgen um Schmerzen machen. Nur bei der Entfernung von Zahnstein könnten leichte Schmerzen auftreten, besonders wenn deine Zahnhälse bereits frei liegen. Ein behutsames Vorgehen des Zahnarztes ist hier entscheidend, und du kannst jederzeit sagen, wenn es wehtut, damit noch vorsichtiger gearbeitet wird.
Die PZR startet mit dem Anfärben deiner Zähne, um Beläge sichtbar zu machen. Dann werden mit einem Ultraschallgerät grobe Beläge und Zahnstein entfernt, und Verfärbungen verschwinden durch einen Pulver-Luft-Wasserstrahl. Anschließend werden die Zahnzwischenräume mit feinen Bürsten gereinigt. Zum Schluss werden deine Zähne poliert und mit Fluor behandelt.
Parodontosebehandlung
Was die Behandlung von Parodontose angeht, also dem Rückgang deines Zahnfleisches, ist das medizinisch gesehen ein Schwund des Zahnhalteapparats, zu dem neben dem Zahnfleisch auch die Wurzelhaut und die Alveolarknochen gehören. Diese Behandlung ist normalerweise nicht schmerzhaft, erfordert aber meist eine örtliche Betäubung.
Sobald du betäubt bist, werden die Zahnfleischtaschen mit speziellen Instrumenten gereinigt. Gleichzeitig werden die Bakterien, die die Parodontose verursachen, mit Ozon oder Spülungen bekämpft.
Bei besonders aggressiven Bakterien kann auch ein Antibiotikum verschrieben werden. Wenn du große Angst vor der Behandlung oder den Schmerzen hast, besteht die Möglichkeit, dich in einen Dämmerschlaf zu versetzen.
Kieferbehandlung
Bei Kieferbehandlungen fragst du dich vielleicht, ob sie schmerzhaft sind. Die Kieferorthopädie befasst sich mit der Verhinderung, Erkennung und Behandlung von Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers. Dazu zählt unter anderem das Schließen von Zahnlücken oder das Geraderichten von schiefen oder schlecht stehenden Zähnen, wofür oft eine Zahnspange zum Einsatz kommt.
Während kieferorthopädischer Behandlungen kann es tatsächlich zu Schmerzen kommen, die in Wellen auftreten: Auf Tage, an denen du kaum Beschwerden spürst, können Tage folgen, an denen die Schmerzen eine größere Herausforderung darstellen.
Die häufigste Methode, um diese Schmerzen zu behandeln, ist die Einnahme von Schmerzmitteln. Wenn du sie richtig dosierst und immer bei dir hast, solltest du die Schmerzen gut in den Griff bekommen können.
Es gibt auch alternative Behandlungsmethoden wie Lasertherapie, Veränderungen der Kaumuster oder kognitive Verhaltenstherapie. Die Wirksamkeit dieser Ansätze ist allerdings noch nicht umfassend bewiesen. Trotz möglicher Nebenwirkungen bleibt daher das Schmerzmittel die bewährteste Methode, um mit den Schmerzen durch Kieferbehandlungen umzugehen.
Tipps gegen Zahnschmerzen
Um schmerzhafte Zahnbehandlungen zu vermeiden, ist das A und O die Prophylaxe. Du weißt sicher, dass Zähneputzen wichtig ist, aber oft ist das Wissen darüber, wie es richtig geht, nicht vollständig. Deshalb ist es so wichtig, dass du dich gründlich informierst.
Dein Zahnarzt ist dabei der beste Ansprechpartner. Zögere nicht, einen Termin nur für ein Beratungsgespräch zu vereinbaren. Es muss nicht immer um eine konkrete Behandlung gehen. Dein Zahnarzt erklärt dir gerne in einem gesonderten Gespräch, wie du deine Zähne richtig pflegst.
Falls du Angst vor dem Zahnarzt oder vor Zahnbehandlungen hast, könnte eine Psychotherapie helfen. Auch die Einnahme von angstlösenden Medikamenten ist eine Option. Weitere Tipps findest du auch in unserer Selbsthilfe für Angstpatienten.
Schmerzen bei der Zahnbehandlung
Wenn es um die Schmerzen während der Behandlung selbst geht, können Entspannungstechniken oder Ablenkungen hilfreich sein. Vereinbare mit deinem Zahnarzt ein Stopp-Signal für den Fall, dass es dir zu viel wird.
Lass dir, wenn du möchtest, jeden Schritt vorher erklären und nimm immer das Angebot der lokalen Betäubung an. Solltest du trotz allem noch Angst haben, besteht die Möglichkeit einer Behandlung mit Lachgas oder Vollnarkose.
Diese Optionen sollten allerdings wirklich nur der letzte Ausweg sein und in wirklich aussichtslosen Fällen in Betracht gezogen werden.
Ängste überwinden
Gerade weil die Angst vor Zahnärzten so derart weit verbreitet ist, gibt es viele Möglichkeiten, damit umgehen zu lernen oder sie im besten Fall komplett zu besiegen.
Wichtig ist allerdings auch ein passender Zahnarzt mit entsprechend guten Händchen für Angstpatienten. Such dir deshalb einen passenden Zahnarzt in deiner Umgebung, was dank Google heutzutage relativ einfach und schnell geht.
Selbsthilfe anwenden
Falls du deine Angst vor dem Zahnarzt allein überwinden möchtest und eine professionelle Therapie für dich nicht infrage kommt, könnte unser Selbsthilfe Buch eine große Unterstützung sein.
Unser Buch bietet praktische Tipps und Strategien, die dir helfen können, deine Angst zu verstehen und Schritt für Schritt zu überwinden. Wir hoffen, dass du mit ihrer Hilfe deine Angst vor dem Zahnarzt bewältigen kannst.
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Quellen:
- S3-Leitlinie (Langversion) Zahnbehandlungsangst beim Erwachsenen AWMF-Registernummer: 083-020 Stand: Oktober 2019 Gültig bis: Oktober 2024 – awmf.org
Dieser Artikel wurde von Matthias Wiesmeier verfasst. Selbstständiger Schriftsteller und Webdesigner seit 2005. Fachbereiche: Gesundheit, Psychologie, Sport.
Autor und Überprüfung:
Autor: Matthias Wiesmeier – Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann