Angst vor Urologen
Der Gang zum Urologen gehört wohl mit zum Unangenehmsten, was sich viele Menschen vorstellen können. Dabei kann es noch viel unangenehmer werden, diesen Besuch immer wieder aufzuschieben.
In diesem Artikel wollen wir darauf eingehen, warum der Gedanke an den Urologen so viel Unwohlsein verursacht, wie die Angst vor dem Urologen überwunden werden kann und wie eine urologische Untersuchung abläuft.
- Autorin: Julia Dernbach
- Aktualisiert: 7. März 2023
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Der Urologe wird gemeinhin als das Pendant zum Gynäkologen gesehen. Also als „Männerarzt“. Das ist allerdings falsch. Der Urologe befasst sich mit den harnbildenden und harnleitenden Organen aller Geschlechter. Tatsächlich handelt es sich beim Andrologen um den klassischen „Männerarzt“. Dessen Fachgebiet sind die männlichen Fortpflanzungsfunktionen. Dennoch ist für viele Themen der Urologen bei Männern der richtige Facharzt.
Zunächst verschafft sich der Arzt in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) einen genauen Überblick über den Patienten und dessen spezifische Situation. Bei der darauffolgenden körperlichen Untersuchung wird der Fokus auf die Nieren, die Harnblase, das Genital und das Rektum gelegt. Am Ende werden die Ergebnisse gemeinsam besprochen. Wenn nötig, folgt die Veranlassung weiterer Untersuchungen und/oder die Erstellung eines Behandlungsplans.
Bei der Angst vorm Urologen handelt es sich um eine klassische Arztphobie. Eine spezifische phobische Störung, die entsprechend behandelt werden kann. Entweder durch Psychotherapie oder Medikamente. Wir geben im Artikel Tipps wie die Angst vor dem Urologen überwunden werden kann.
Urologe oder Androloge
Die Umgangssprache bringt neben ihren zahlreichen Vorteilen bekanntlich auch einige Nachteile mit sich. Eine gewisse Unschärfe zählt hier sicherlich dazu.
Solange im Alltag dadurch keine Probleme entstehen, ein vernachlässigbarer Umstand. Allerdings muss abseits dieses Alltags Raum und Zeit für mehr Präzision sein.
Und deshalb wird an dieser Stelle festgehalten: Wenn von einem Urologen gesprochen wird, ist – unwissentlich – eigentlich der Androloge gemeint. Worin liegt also der Unterschied? Um das herauszufinden, ist eine Begriffsdefinition unumgänglich.
Aufgaben vom Urologen
Wer vom Urologen spricht, mein damit üblicherweise den klassischen „Männerarzt“. Also das männliche Pendant zum Gynäkologen. Diese Bezeichnung ist allerdings nicht korrekt.
Die Urologie als Teilgebiet der Medizin befasst sich mit den harnbildenden und harnableitenden Organen. Darunter fallen die Niere, die Harnblase, die Harnleiter und die Harnröhre. Und das unabhängig vom Geschlecht der Patienten. Urologen behandeln allerdings auch Krankheiten, welche die männlichen Geschlechtsteile (Penis, Prostata, Hoden, Nebenhoden, Samenleiter und Samenbläschen) betreffen.
Aufgaben vom Andrologen
Ein Androloge hingegen ist dieser zuvor erwähnte klassische „Männerarzt“.
Das männliche Pendant zum Gynäkologen. Ein Androloge beschäftigt sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes und allen in deren Umfeld auftretenden Störungen. Abgeleitet ist der Name – wie so oft in der Medizin – aus dem Altgriechischen. „Andros“ bedeutet nämlich nichts anderes als „Mann“.
Während sich also ein Urologe mit den Harn-Organen aller Menschen und den männlichen Geschlechtsorganen beschäftigt, ist der Androloge auf die Fortpflanzungsorgane des Mannes spezialisiert.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird aber wohl auch weiterhin vom Urologen als klassischem Männerarzt die Rede sein. Beide Bereiche weisen klarerweise große Überschneidungen auf, bei beiden handelt es sich um sogenannte interdisziplinäre Fachgebiete.
Das bedeutet, dass viele unterschiedliche Richtungen zusammenwirken. Bei der Andrologie und der Urologie sind das die Endokrinologie, die Humangenetik, die Dermatologie sowie die Sexual- und Reproduktionsmedizin.
Je nach Art der Beschwerden können aber beispielsweise auch Spezialisten aus der Mikrobiologie, der Virologie oder der Onkologie zurate gezogen werden.

Urlogenangst
Ein Gang zum Arzt ist meist mit einem unguten Gefühl behaftet. Hier gibt es allerdings Abstufungen oder Steigerungspotenzial. Während beispielsweise der Besuch beim Augenarzt weniger aufs Gemüt drückt, bereitet jener beim Zahnarzt oder eben beim Urologen schon Tage oder Wochen im Voraus unruhige Nächte.
- Aber woran liegt das?
- Warum haben Menschen besonders vor dem Gang zum Urologen nicht zu leugnende Ängste?
Anzuführen wäre in diesem Zusammenhang etwa ein gewisses Unwohlsein bei der Auseinandersetzung mit den eigenen Geschlechtsorganen oder die Angst davor, sich nackt zeigen zu müssen.
Dazu kommt die Furcht vor einer ungewollten Erektion, einer möglicherweise anstehenden rektalen Untersuchung oder einem eventuell negativen Befund.
Obwohl sie „nur“ eines der zahlreichen wichtigen Organe im menschlichen Körper sind, haftet den Geschlechtsorganen noch immer ein gewisses gesellschaftliches Tabu an. Kein schickliches Thema. Darüber spricht „man“ einfach nicht. Diese Geisteshaltung hat sich tief ins Verhalten und Denken vieler Menschen eingegraben und macht den Gang zum Urologen beinahe schon zu etwas Unreinem.
Ein weiteres gesellschaftliches Tabuthema. Der nackte Körper ist in der öffentlichen Wahrnehmung weitestgehend inexistent. Außer er soll die Verkäufe wie auch immer gearteter Produkte ankurbeln. Dazu kommt ein Schönheitsideal, welches für den überwiegenden Großteil der Bevölkerung unerreichbar ist. Sich beim Urologen entkleiden zu müssen, sich nackt zu zeigen, geht deshalb immer mit einem gewissen Schamgefühl einher.
Bei manchen urologischen/andrologischen Untersuchungen ist die Gefahr einer ungewollten Erektion durchaus gegeben. Beispielsweise bei der Prostatauntersuchung. Viele Männer schieben den notwendigen Besuch beim Urologen deshalb hinaus.
Der Urologe beschäftigt sich bei Männern auch mit dem Zustand der Prostata. Die Untersuchung der Vorsteherdrüse wird in der Regel rektal durchgeführt. Die Angst davor ist entsprechend groß, aber eigentlich unbegründet. Die Abtastung der Prostata ist in der Regel schon nach wenigen Sekunden wieder vorbei und bietet vor allem bei Vorsorgeuntersuchungen einen wichtigen Aspekt.
Ein negativer Befund hat meist unmittelbare Folgen für das Leben des Betroffenen. Sich mit seinem Gesundheitszustand und den Folgen einer diagnostizierten Krankheit auseinandersetzen zu müssen, überfordert viele Menschen emotional. Die Gedanken an mögliche Komplikationen werden verdrängt, der Gang zum Urologen immer wieder aufgeschoben.
Gefahren bei Verzicht auf Urlogen
Meistens wird mit dem Gang zum Urologen so lange gewartet, bis es nicht mehr anders geht. Bis die Schmerzen zu groß sind oder sich Einschränkungen des Alltagslebens ergeben haben.
Kein Geheimnis: Nur diagnostizierte Krankheiten können behandelt werden. Üblicherweise verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Betroffenen in einem derartigen Fall kontinuierlich.
Die ersten kleineren Beschwerden wachsen sich zu einem größeren Problem aus, welches eine intensive Behandlung benötigt. Im Vergleich dazu wäre ein früh erkanntes und diagnostiziertes Gebrechen meist relativ einfach zu behandeln.
Ab einem gewissen Alter – den meisten Ratgebern zu Folge liegt das um die 40 Jahre – ist außerdem eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung empfehlenswert. Der Gang zum Urologen als Absicherung.
Was bei Problemen oder Krankheiten im Bereich der Geschlechtsorgane hinzukommt: In einer Partnerschaft lebende Menschen können diese Krankheiten an ihren Partner weitergeben.
Wer den Gang zum Urologen trotz auftretender Symptome verweigert, gefährdet somit nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Lebenspartner.

Angst vor dem Urlogen überwinden
Um die Angst vor dem Urologen zu schmälern, ist es wichtig, sich im Vorfeld genau zu informieren. Viele Phobien haben ihren Ursprung unter anderem in Schauergeschichten, die Betroffene irgendwann und irgendwo aufgeschnappt haben.
Meist haben die nichts oder nur sehr wenig mit der Realität zu tun. Eine wirklich tief verankerte Arztphobie kann mit Psychotherapie oder der Einnahme von Medikamenten behandelt werden.
Das sollte aber meist nur das wirklich letzte Mittel sein. Entspannungsübungen können einen großen Einfluss auf Ängste haben, Hypnosetherapien stellen einen probaten Alternativen Weg dar.
Wer sich aufrafft zum Urologen zu gehen, kann nur gewinnen. Eine negative Diagnose wird somit vielleicht früher im Leben erkannt, kann dafür aber erfolgreicher behandelt werden.
Die Lebenszeit die durch das herauszögern des Arztbesuch’s gewonnen wird, könnte durch eine frühzeitige Behandlung – im Nachhinein – deutlich länger sein. Dies betrifft vor allem Vorsorgeuntersuchungen im höheren Alter oder bereits schmerzhafte Symptome.
Bei manchen Patienten sitzt die Arztphobie so tief, dass psychosomatische Beschwerden oder sogar Panikattacken auftreten können. Mit beiden Dingen geht immer ein markanter Anstieg des Blutdrucks einher. Der wird in Fachkreisen „Weißkittelhypertonie“ genannt.
Betroffene haben Studien zufolge ein erhöhtes Risiko für Herzkreislaufkomplikationen und weisen generell eine höhere Sterblichkeit auf.11 Jordana B. Cohen, Michael J. Lotito, Usha K. Trivedi, Matthew G. Denker, Debbie L. Cohen, Raymond R. Townsend: Cardiovascular Events and Mortality in White Coat Hypertension: A Systematic Review and Meta-analysis. In: Annals of Internal Medicine. Band 170, Nr. 12, 11. Juni 2019, S. 853–862, | doi.org

Was passiert beim Urologen?
Eine weitere Möglichkeit, seine Angst vor dem Urologen in den Griff zu bekommen, ist, sich im Vorfeld mit dem möglichen Ablauf einer Untersuchung auseinanderzusetzen.
Die sieht je nach Beschwerde und Spezialgebiet natürlich etwas anders aus, im Großen und Ganzen bleibt der grobe Ablauf allerdings gleich: Gespräch, Untersuchung, Diagnose.
1) Anamnese
Vorgespräch
Zu Beginn widmet sich der Urologe seinem Patienten in einem ausführlichen Gespräch, Anamnese genannt. Ziel ist es, einen möglichst exakten Überblick über die spezifische Situation zu erhalten. Der Arzt legt seinen Fokus dabei nicht nur auf medizinische Fragen, sondern beschäftigt sich auch mit dem sozialen und kulturellen Umfeld des Patienten.
Dabei werden neben allgemeinen Themen wie etwa Vorerkrankungen, Erkrankungen in der Familie oder etwaige Medikamenteneinnahmen auch Urologie-spezifische Bereiche wie Harnlassen, Stuhlgang oder Erektionsstörungen behandelt.
2) Untersuchung
Urologische Untersuchung
Danach folgt die eigentliche urologische Untersuchung. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen dabei die Nieren, die Harnblase, die Genitalien, das Rektum und bei Männern die Prostata. Dort, wo eine Untersuchung mittels Abtastens nicht möglich ist (z. B. Nieren) kommt Ultraschall zum Einsatz.
Um Funktionsstörungen (Blase, Erektion) durch Nervenschäden auszuschließen, wird bei deren Auftreten auch eine neurologische Untersuchung durchgeführt.
Elementarer Teil jeder urologischen Untersuchung ist zudem die Analyse des Urins. Auch werden immer wieder Bluttests durchgeführt, da erhöhte Werte beispielsweise ein Hinweis auf einen Tumor sein könnten.
3) Diagnose
Abschlussgespräch
Den Abschluss bildet ein weiteres Gespräch, in dessen Rahmen die Untersuchungsergebnisse gemeinsam besprochen werden. Falls erforderlich, wird der Arzt zu weiteren Untersuchungen raten oder gemeinsam mit dem Patienten einen Behandlungsplan erstellen. In manchen Fällen kann die Diagnose noch beim selben Termin oder sehr zeitnah im Anschluss telefonisch besprochen werden.
Passenden Urologen finden
Wichtig gegen die Angst vor Urologen ist es außerdem, eine Vertrauensbasis zum behandelnden Arzt aufzubauen. Es gibt mittlerweile viele Mediziner, die sich auf den Umgang mit Angstpatienten spezialisiert haben. Ein Urologe mit einem besonders guten Händchen für Angstpatienten wäre dann genau richtig.
Im Moment arbeiten wir gerade daran, eine Arzt-Datenbank aufzubauen, in der Sie den passenden Urologen bei Ängsten oder besonders starken Schamgefühlen finden können.
Bis dahin ist es für Sie wichtig die Angst vor dem Urologen mittels Selbsthilfe Methoden zu überwinden. In. unserem Selbsthilfe Ratgeber gegen eine Arztphobie geben wir hilfreiche Tipps gegen die allgemeine Angst vor Ärzten. Wir hoffen das wir Ihnen damit die Ängste reduzieren können.
Quellen:
- ordana B. Cohen, Michael J. Lotito, Usha K. Trivedi, Matthew G. Denker, Debbie L. Cohen, Raymond R. Townsend: Cardiovascular Events and Mortality in White Coat Hypertension: A Systematic Review and Meta-analysis. In: Annals of Internal Medicine. Band 170, Nr. 12, 11. Juni 2019, S. 853–862 | doi:10.7326/M19-0223
- What a Urologist Does (and Why You Shouldn’t Be Afraid to See One) | health.clevelandclinic.org
Autoren, Überprüfung und Gestaltung:
Autorin: Julia Dernbach
Medizinische Überprüfung: Thomas Hofmann
Einarbeitung und Gestaltung: Matthias Wiesmeier